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It was no Time for Africa

von Sophie Flickschuh


Liebe Leser:innen, mein Name ist Sophie Flickschuh, ich studiere Kunst- und Kulturgeschichte im Master mit dem Schwerpunkt Europäische Ethnologie/ Volkskunde an der Universität Augsburg. Erst vor zwei Jahren habe ich mich das erste Mal mit Rassismus und postkolonialen Strukturen, innerhalb eines Seminars, auseinandergesetzt. Das musste ich auch vorher nicht, denn ich bin privilegiert aufgewachsen; in einem kleinen Dorf in Bayern, mit Akademiker:innen als Eltern. Erst die Recherche zu meinen Essays und die Teilnahme an verschiedenen Seminaren zu Postkolonialismus haben mir diese Privilegierung aufgezeigt. Dabei wurde mir auch klar, dass meine Privilegien als weiße heterosexuelle cis-Frau auf der Abgrenzung und Diskriminierung von POC aufgebaut wurden. Mein kleiner Beitrag soll die Diskriminierung bereits in den kleinsten, vermeintlich alltäglichen Dingen vor Augen führen, mit der Hoffnung diese Strukturen irgendwann auflösen zu können und mehr Privilegierten wie mir die Augen zu öffnen.

Bild: Postcolonial Realities

Triggerwarnung! In diesem Aufsatz werden rassistische Konzepte und Denkmuster thematisiert und teilweise reproduziert, die retraumatisierend und verletzend sein können.

Shakiras ,Waka Waka (This Time for Africa)‘,[1] der offizielle Song zur FIFA Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, suggeriert, den gesamten Kontinent Afrika und dort produzierte Musik als homogene Masse repräsentieren zu können. Doch können das Lied sowie das Video wirklich die Vielfalt der Kulturräume Afrikas widerspiegeln, oder werden hier, wie der Musikwissenschaftler Johannes Ismaiel-Wendt der populären Musik generell unterstellt, eurozentrische Stereotype reproduziert, die aus der Kolonialzeit stammen?[2] Genau dieser Frage möchte ich im vorliegenden Essay nachgehen.

Zunächst soll das offensichtlichste betrachtet werden, die Protagonistin und Interpretin: Sängerin des Liedes ist Shakira, eine weltbekannte Pop-Rock-Sängerin. Laut Wikipedia-Eintrag wurde sie 1977 als einzige Tochter eines Juweliers und Schriftstellers mit libanesischen Wurzeln und einer Kolumbianerin in Barranquilla, Kolumbien geboren. Bereits in jungen Jahren wurde Shakira in ihrem Heimatland zum Star und zog mit Mitte 20 in die Vereinigten Staaten, um ihren weltweiten Erfolg auszubauen.[3] Sowohl in Kolumbien, als ehemalige Kolonie Spaniens, als auch in den USA werden kolonial-rassistische Denk- und Handlungsmuster bis heute fortgeführt.[4] Demnach ist festzuhalten, dass Shakira nie zu einer unterdrückten Gruppierung zählte, in guten finanziellen Verhältnissen aufwuchs und zu einer privilegierten weißen Oberschicht gehörte und gehört. Gleichzeitig ist ihre Nationalität auch nicht die eines afrikanischen Landes wie Südafrika.

Nun soll der Anlass des Liedes näher betrachtet werden. Es entstand, wie bereits erwähnt, anlässlich der Weltmeisterschaft in Südafrika 2010. Initiator des Fußballgroßereignisses war die FIFA – Fédération Internationale de Football Association, welche 1904 in Paris gegründet wurde. Die FIFA umfasste in ihrer Anfangsphase nur europäische Länder, konnte jedoch mit gestiegenem Einfluss ihre Mitgliedsstaaten erweitern.[5] Auch wenn die FIFA sich heute als internationale Vereinigung sieht, welche keine Unterschiede aufgrund von race oder Herkunft mehr macht, werden eurozentrische Mächteverhältnisse durch den Aufbau der Organisation deutlich: Der Präsident, war von 1904 bis heute, bis auf eine Ausnahme, immer ein weißer Europäer*.[6] Des Weiteren hat die FIFA ihren Sitz in der Schweiz, in Zürich.[7] Hinzu kommt die allgemeine Feststellung, dass der Fußball nicht in allen Ländern unter den gleichen Bedingungen erlernt und professionalisiert werden kann und damit ein unlauterer Wettbewerb entsteht, den die FIFA zwar anerkennt, jedoch nicht unterbindet. So können viele afrikanische Länder, vor allem aufgrund fehlender finanzieller Mittel, eine bestmögliche Ausbildung ihrer Spieler:innen nicht immer gewährleisten und damit nicht mit der europäischen Konkurrenz mithalten.[8] Zwar gilt Fußball in vielen Ländern Afrikas als Nationalsportart,[9] doch können sich wegen der genannten Differenz zum  Sportimperialismus des Globalen Nordens nur sehr wenige Länder für die WM qualifizieren.[10] Bis heute konnte kein afrikanisches Land je die FIFA-WM gewinnen. Lediglich Brasilien, Argentinien und Uruguay konnten bereits als Länder des Globalen Südens insgesamt neunmal in der WM siegen.[11] Diese sind zudem stark eurozentrisch geprägt. Zusammenfassend kann der internationale Fußball unter der Aufsicht der FIFA damit immer noch als eurozentrisch bezeichnet werden. Auch die offizielle Hymne der jeweiligen Weltmeisterschaften wird von der FIFA seit 1966 ausgewählt und gemeinsam mit Sony Music, einem US-amerikanischen Musikunternehmen, seit 1994 produziert. Hierdurch wird die lokale Musikbranche im jeweiligen die Meisterschaft austragenden Land kaum unterstützt und die Auswahl der Lieder wird von eurozentrisch-westlichen Unternehmen geleitet, die dort eine Monopolstellung einnehmen. Gleichzeitig unterstreicht die FIFA, dass die Erlöse aus dem Verkauf des WM-Songs ,Waka Waka‘ in die Entwicklung des Kontinents gehen sollen. Die Einnahmen werden in 20 Football-for-Hope Zentren in Afrika investiert, welche die Gesundheit, die Ausbildung und den Fußball im Land fördern sollen.[12] Zahlreiche Artikel hierzu, die sie selbst auf ihrer Webseite veröffentlichte, zeigen, dass sie sich damit profiliert.[13] Die Investition des Geldes wird nicht in die Hände der afrikanischen Länder übergeben, sondern die FIFA entscheidet, was der Kontinent an vermeintlicher Hilfe benötigt. Außerdem wird den dort lebenden Menschen so die Kompetenz der eigenmächtigen wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit abgesprochen. Daran erkenntlich wird folglich der sogenannte White-Savior-Komplex. Dabei handelt es sich um weiße privilegierte Personen, die sich an Orte der vermeintlichen Unterentwicklung begeben, um die dortige Bevölkerung zu ,retten‘. Das Problem daran ist Normen der Bevölkerung dabei kaum beachtet werden und meist POC instrumentalisiert werden, um diese weißen Personen als Gutmenschen darzustellen. So wird der Eindruck erweckt, dass eine einzige Person oder Organisation das vermeintliche Problem eines ganzen Landes beenden könnten.[14] Der White-Savior Mechanismus dient nicht nur der Darstellung der Tugendhaftigkeit des eigenen Konzerns, sondern soll, wie die Amerikanistin Lima Sayed herausstellt, im Grunde die kolonialen Verbrechen und deren Folgen bagatellisieren und unterstützt so die Erhaltung der White Supremacy.[15]

Nun zurück zu ,Waka Waka (It’s time for Africa)‘. Den Refrain bilden Zeilen in der Bantusprache Fang, die einem beliebten südafrikanischen Militärsong von 1986[16] der kamerunischen Band Golden Sounds entstammen. Die restlichen Zeilen des WM-Liedes wurden von Shakira und der südafrikanischen Gruppe Freshlyground hinzukomponiert, behalten jedoch den kriegerischen Unterton mit Verbindung zum Fußball weiter bei.[17] Beginnen soll die Analyse des Liedtextes zunächst mit dem Refrain, der, wie bereits genannt, aus dem Song ,Zangaléwa‘ der Gruppe Golden Sounds stammt. Folgende Zeilen wurden eins zu eins aus dem Marschlied übernommen:[18]

Tsamina mina, anawa ah ah

Tsamina mina, eh eh
Waka waka, eh eh
Tsamina mina zangalewa
Anawa, ah ah

Tsamina mina, eh eh
Waka waka, eh eh
Tsamina mina zangalewa

Django, eh eh
Django, eh eh
Tsamina mina zangalewa
Anawa ah ah

Django, eh eh
Django, eh eh
Tsamina mina zangalewa
Anawa ah ah
[19]

Sie sind in der Bantusprache Fang verfasst, welche besonders in Zentralafrika gesprochen wird, darunter in Äquatorial-Guinea, Gabun und Kamerun. Damit findet hier eine afrikanische Sprache Verwendung, die kaum einen Bezug zu Südafrika, dem Austragungsort hat.[20]

Angesichts der großen Übereinstimmung der Zeilen wie auch der Melodie ist unverkennbar, dass das Marschlied der Band Golden Sounds im Song von Shakira Verwendung fand. Die Textzeilen wie auch die Melodie des Refrains wurden jedoch von Sony, Shakira und der Organisation FIFA zu Beginn ohne das Einverständnis der kamerunischen Band verwendet. Erst als die Anwält:innen der Urheber:innen eingeschaltet und der öffentliche Druck zu groß wurde, ruderten die Produzent:innen zurück und erklärten ,Waka Waka‘ zu einem Remix des Originals ,Zangaléwa‘ von 1986.[21] Dieses offensichtliche Plagiat wurde anschließend in den offiziellen Pressemitteilung heruntergespielt: „The chorus borrows from a favorite Cameroonian marching chant made popular by the group Golden Voices.“[22] Mit der Formulierung, die Produzent:innen hätten sich das Lied nur geborgt, wird die Straftat heruntergespielt und eine vermeintliche einvernehmliche Zusammenarbeit suggeriert. Gleichzeitig wird der Name der Band falsch rezipiert, wodurch die Geringschätzung weiter zum Ausdruck kommt. Eine Zusammenarbeit oder anderweitige Würdigung der Urheber:innen fand und findet jedoch nicht statt. So wurden und werden Golden Sounds bei der Titelnennung nie genannt.[23] Außerdem wurden die Zeilen einfach in das neue Fußballlied integriert, ohne die historische und kulturelle Bedeutung der Melodie sowie des Textes für die Bevölkerung zu berücksichtigen. Der Aktivist Dibussi Tande weist beispielsweise darauf hin, dass die Ursprünge des Marschliedes bereits während des Zweiten Weltkriegs unter den kamerunischen Schützen zu finden gewesen seien.[24] Damit hat das Lied an sich einen kolonialen Zusammenhang. Denn die Kolonialmächte nutzten sowohl die Streit- als auch die Arbeitskraft ihrer Kolonien. Aus Kamerun wurden beinahe alle jungen Männer* zwangsrekrutiert, um an der Front für Frankreich zu kämpfen.[25] Entlohnung, Wiedergutmachung oder auch nur die Erinnerung an die gefallenen und ausgebeuteten Opfer des Zweiten Weltkriegs auf Seiten der ehemals kolonialisierten, afrikanischen Länder fehlen bis heute.[26] Demnach ist die Verwendung in zweierlei Hinsicht eine Weiterführung kolonialer Strukturen. Einerseits verschweigt es die kolonialen Bezüge und ignoriert die ehemalige Verwendung. Andererseits reiht sich das Lied in die neokoloniale Tradition ein, ohne Rücksichtnahme das geistige und künstlerische Eigentum afrikanischer Künstler:innen in Musikstücken des Globalen Nordens zu nutzen.[27]

Bei der weiteren Betrachtung des Liedtextes fällt nicht nur der auf Fang gesungene Teil ins Auge, sondern auch eine Liedzeile auf Spanisch: Y vamos por todo.[28] Die Integration dieses einen Satzes in Spanisch wirkt hier, wie Christopher Quadt ebenso beschreibt, willkürlich und soll eine kulturelle Hybridität erschaffen. Hierzu dienen auch die einzigen Strophen in der Sprache Xhosa, welche von der Gruppe Freshlyground gesungen werden:[29]

Abuya lamajoni piki piki mama, one a to z !
Athi susa lamajoni piki piki mama from east to west.
Sathi waka waka ma EH EH !
Waka waka ma EH EH !
Zonk‘ izizwe mazibuye…
`Cause this is Africa
[30]

Dies sind auch die einzigen sprachlichen Bezüge zu Südafrika.[31] Der Sprachanteil ist jedoch im Vergleich zu Shakiras Gesang sehr gering, weshalb nur von einer scheinbaren und inszenierten Hybridität gesprochen werden kann. In der Realität sind die Gesangspartner:innen in ,Waka Waka‘ keinesfalls gleichwertig. Das, was hier jedoch augenscheinlich wird, ist, dass mit dem Lied versucht wurde, eine kulturelle Identität Afrikas als eine große, homogene Masse zu erschaffen, was mit der jeweiligen Schlusszeile Cause this is Africa[32] oder We are all Africa[33] noch einmal verdeutlicht werden soll. Abgesehen davon, dass hier die unterschiedlichen Länder und Republiken Afrikas, besonders die des Austragungsortes Südafrika einfach unterschlagen werden, wird so suggeriert, es gäbe eine einzige afrikanische Kultur, welche durch dieses Lied widergespiegelt wird.

Dies unterstützt ebenso die Melodie ,Waka Waka’s, die sich insgesamt an das Original ,Zangaléwa‘ hält, jedoch noch durch Trommeln und tiefe männliche* Rufe ergänzt wurde. Damit bezieht sich die Melodie auf Klischees, die es nicht gibt. So wird versucht, das Lied aus eurozentrischer Perspektive im konstruierten Bild von Afrika zu verorten.[34] Damit kann die These Ismaiel-Wendts des Postkolonialismus von populärer Musik bestätigt werden. Werden hier doch Rhythmus und Text verwendet, um eine vornehmliche kulturelle Identität, nämlich die einer angeblichen homogenen Gruppe an Afrikaner:innen zu repräsentieren. Sie wird jedoch nach eurozentrischem Wissen beziehungsweise Vorurteilen konstruiert, ohne Berücksichtigung der jeweiligen regionalen Werte, Normen oder gar der Realität.[35]

Unterstützt wird dies noch durch das zugehörige Musikvideo, in dem besonders viele stereotype Darstellungen und Verallgemeinerungen Verwendung fanden. Neben Einspielern aus vergangenen Fußballspielen wird die Liedsängerin tanzend entweder mit Frauen oder Kindern, die allesamt barfuß sind und bunte Kleidung tragen, gezeigt. Im Hintergrund sind verschiedene Personen aufgeführt, die durch ihre Kleidung verschiedene eurozentrische Vorstellungen von Nationalitäten darstellen sollen. Hier wird abermals eine Hybridität und vermeintliche Diversität durch stereotype Kleidung konstruiert.

Abb. 1: Shakira tanzt mit Kindern vor den verschiedenen stereotypisch konstruierten ,Nationen‘.[36]

Shakira selbst trägt im Video ein rotes Oberteil mit Ethnomustern und grüngelben Fransen sowie einen schwarzen Fransenrock ebenfalls mit Ethnomustern.[37] Die Farbwahl erinnert an die panafrikanischen Farben gelb, grün, rot und schwarz.[38] Sie werden von vielen afrikanischen Ländern in ihren Flaggen verwendet, um den Nationalgedanken zu zeigen und den Unabhängigkeitskampf aller zum Ausdruck zu bringen. Sie verweisen damit auf die Schwierigkeiten und Opfer, welche die Länder erbringen mussten, um sich von ihren Kolonialmächten zu lösen und die Unabhängigkeit zu erlangen.[39] Abermals wird die koloniale Vergangenheit hier eher genutzt als hinterfragt. Damit reiht sich die Verwendung beinahe schon in neokoloniale Handlungsmuster ein, kulturelle Artefakte ohne Berücksichtigung der Historie und Bedeutung für die Inszenierung eurozentrischer Vorstellungen zu verwenden. In diesem Fall dienen die Farben dazu, etwas vom globalen Norden als ,afrikanisch gelesenes‘ einzubringen. Gleichzeitig spricht beispielsweise die ze.tt in diesem Zusammenhang von ,Kultureller Aneignung‘. Werden hier doch Symbole und Kunsterzeugnisse marginalisierter Menschen genutzt, um kommerzielle Unterhaltungs- und Wirtschaftsmotive durchzusetzen.[40] Hierzu zählen auch die diversen bunten runden Armbänder und die Bänder in den Haaren, welche mit bunten Puscheln und Muscheln verziert sind, die Shakira trägt. Dabei verweisen diese Accessoires wiederum auf Stereotype, welche für die westlichen Betrachter:innen eine bestimmte, rassistische Vorstellung von Afrika als Ganzes repräsentieren sollen. Im Sinne der Soziologin Kessete Awet wird unter Stereotyp „[…] verstanden, dass Gruppen von Menschen positive oder negative Eigenschaften, Merkmale oder Verhaltensweisen zugeordnet werden, die vermeintlich typisch für sie sind. Diese in der Gruppe entwickelten Einstellungen dienen der Vereinfachung und Abgrenzung.“[41] Dieser Abgrenzung dient auch die gesamte stereotype Darstellung im Video, die Afrikaner:innen als immer fröhliche und tanzende Menschen darstellt, die dadurch exotisiert werden. Damit wird diesen Personen Individualität abgesprochen.[42] Dass die FIFA diese stereotype Darstellung mit Absicht vollzogen hat, zeigt auch deren Aussage zum Lied ,Waka Waka‘: „“Waka Waka (This Time for Africa)“ heißt die neue Fussballhymne und repräsentiert mit ihren rhythmischen afrikanischen Klängen die Lebensfreude und Energie des Gastgeberkontinents.“[43]

Neben der Kleidung fallen weitere Stereotype ins Auge. So finden sich im Video Szenen mit fußballspielenden Kindern in einer Waldkulisse mit Palmen, die aus eurozentrischer Perspektive als ,Dschungel‘ rezipiert wird.[44]

Abb. 2: Kinder spielen in einer Waldkulisse mit Palmen barfuß Fußball.[45]

Die Kinder spielen barfuß und einfach gekleidet auf provisorischen Fußballplätzen.[46] Hierbei wird dem Stereotyp der ,Primitivität‘ und ,Unterentwicklung‘ Rechnung getragen. Afrika und dessen Bevölkerung wird damit im Gesamten Armut und Unterentwicklung als Attribut hinzugefügt. Dies sind Eigenschaften, welche aus der Kolonialzeit stammen und stets die Argumentation der Kolonisator:innen unterstützen sollten. Gleichzeitig wurde so stets im Kontrast dazu Europa als hochentwickelt und zivilisiert dargestellt.[47]

Daneben tritt noch eine weitere Szene in den Vordergrund, die immer wieder eingespielt wird. Sie zeigt Shakira tanzend mit vier Schwarzen[48] Frauen.

Abb. 3: Shakira tanzt mit vier Schwarzen Frauen.[49]

Der Tanz besteht aus einer Mischung aus ausladenden Hüftbewegungen, Sprüngen und Stampfen.[50] Abermals werden die Gezeigten durch den Tanz exotisiert und als vermeintlich andersartig im Gegensatz zur angeblichen eurozentrischen Kultur dargestellt. Gleichzeitig werden sie durch die Darstellungsweise sexualisiert, was den rassistischen Blick unterstützt.[51] Dies ist im Kontext von Völkerschauen und verschleppten Sklav:innen an europäische Adelshöfe, die der Unterhaltung dienten und ihre angebliche ,Primitivität‘ durch bestimmte Handlungsmuster zeigen sollten, zu sehen. Im Gegensatz dazu konstruierten die weißen Europäer:innen ihr Selbstbild als fortschrittlich.[52]

Diese Exotisierung und stereotype Darstellung lassen sich im Gesamten für das Video feststellen.[53] Sie zeigen das koloniale Konzept, das Afrika als ,Natur‘ und ,Emotion‘ im Gegensatz zu Europa als ,Vernunft‘ und ,Kultur‘ konstruiert. Dies bedeutet eine Weiterführung kolonialer Handlungen und eine Markierung der Bevölkerung des Kontinents als vermeintlich ,unterentwickelt‘ und damit ,minderwertig‘ gegenüber den weißen angeblich kulturell höher entwickelten, ehemaligen Kolonisator:innen.[54]

Insgesamt kann also festgehalten werden, dass ,Waka Waka (This Time for Africa)‘ sowohl durch die Produktionsweise als auch durch das Musikvideo, den Text und die Melodie koloniale Strukturen weiterführt. Damit werden rassistische Denk- und Handlungsmuster unterstützt, sowie Stereotype und Diskriminierungen reproduziert, die damit Rassismus weiterhin zum Alltag machen.


[1] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[2] Interview mit Johannes Ismaiel-Wendt: Populäre Musik ist postkolonial (07.11.2013),  https://jungle.world/artikel/2013/45/populaere-musik-ist-postkolonial (29.06.2020).

[3] Wikimedia Foundation Inc.: Shakira (27.06.2020), <https://de.wikipedia.org/wiki/Shakira&gt; (30.06.2020).

[4] In Kolumbien werden beispielsweise immer noch Wörter wie ,indio‘ oder ,negro‘ als alltagsgebräuchliche Schimpfwörter verwendet. Siehe hierzu: Cárdenas Alfonso, Maria: „Kultur der Gewalt“ in Kolumbien? Zum Mehrwert der Integration von post-/dekolonialen Perspektiven in sozialpsychologisches Arbeiten bei der Analyse von Konflikt und Gewalt am Beispiel einer Online-Studie mit jungen Erwachsenen in Bogotá. In: Dittmer, Cordula (Hg.): Dekoloniale und Postkoloniale Perspektiven in der Friedens- und Konfliktforschung (=Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung, Sonderbd. 2). Baden-Baden 2018, S. 230-236.

[5] Tippenhauer, Hans-Dieter: Der Einfluss von Führungsspielern in der Fußball-Bundesliga. Eine Betrachtung aus der Sicht von Spielern, Trainern, Experten und Medienvertretern. Berlin 2012, S. 17-18.

[6] FIFA.com: Der Präsident, <https://de.fifa.com/who-we-are/the-president/&gt; (01.07.2020).

[7] Tippenhauer, 2012, S. 17.

[8] Dieser Umstand ist der FIFA bekannt, weshalb sie Förderprogramme anbietet: FIFA.com: FIFA-Forward-Programm zur Fußballförderung, <https://de.fifa.com/what-we-do/fifa-forward-programme/&gt; (01.07.2020).

[9] Fußball wurde von den Kolonialmächten eingesetzt, um die Bevölkerung zu disziplinieren. Siehe hierzu: Baller, Susann: Editorial: The other game: the politics of football in Africa. In: Afrika Spektrum, 41 (2006), S. 325-326.

[10] Beez, Jigal: Wenn der Präsident zum Kicken bittet: Fußballcartoons aus Ostafrika. (Football Cartoons from East Africa). In: Afrika Spektrum, 41 (2006), S. 427-432. Siehe auch: Baller, 2006, S. 325-329.

[11] Weltfussball.de, <https://www.weltfussball.de/sieger/wm/&gt; (01.07.2020).

[12] FIFA.com: Der offizielle FIFA-WM-Song: Shakira und Freshlyground singen Waka Waka (This time for Africa) (05.05.2010), <https://de.fifa.com/worldcup/news/der-offizielle-fifa-song-shakira-und-freshlyground-singen-waka-waka-th-1205348&gt; (17.08.2020).

[13] Siehe hierzu zum Beispiel: FIFA.com: Erste „Football for Hope“-Zentren in Afrika angekündigt (21.12.2007), <https://de.fifa.com/news/erste-football-for-hope-zentren-afrika-angekundigt-664949&gt; (19.08.2020). Oder: FIFA.com: Erste Grundsteinlegung für erstes Football-for-Hope-Zentrum (25.05.2009), <https://de.fifa.com/who-we-are/news/grundsteinlegung-fur-erstes-football-for-hope-zentrum-1062060&gt; (19.08.2020).

[14] Bruckert, Annemarie: White Saviorism: Wenn Hilfe nicht hilfreich ist (25.07.2019), <https://www.arte.tv/de/articles/white-saviorism-wenn-hilfe-nicht-hilfreich-ist&gt; (19.08.2020).

[15] Sayed, Lima: Weiße Helden im Film. Der „White Savior Complex“ – Rassismus und Weißsein im US-Kino der 2000er Jahre. Bielefeld 2019, S. 289-290.

[16] Zu finden ist der Originaltitel auf der Plattform YouTube: User ,Larry Ncheh‘: Zamina (Waka Waka, time for Africa) Original Version HD (12.12.2011), <https://www.youtube.com/watch?v=expCgeQXqzA&gt; (25.08.2020).

[17] Quadt, Christopher: Waka Waka (This Time for Africa): Kritische Perspektiven auf eine popkulturelle Inszenierung von Hybridität. In: Beck, Laura/ Osthues, Julian (Hg.): Postkolonialismus und (Inter-)Medialität. Perspektiven der Grenzüberschreitung im Spannungsfeld von Literatur, Musik, Fotografie, Theater und Film. Bielefeld 2016, S. 334-335.

[18] User ,Larry Ncheh‘: Zamina (Waka Waka, time for Africa) Original Version HD (12.12.2011), <https://www.youtube.com/watch?v=expCgeQXqzA&gt; (25.08.2020). Und: User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[19] Diese Zeilen wurden eigenhändig aus dem Lied transkribiert. Vgl.: User ,Larry Ncheh‘: Zamina (Waka Waka, time for Africa) Original Version HD (12.12.2011), <https://www.youtube.com/watch?v=expCgeQXqzA&gt; (25.08.2020).

[20] Haarmann, Harald: Sprachen-Almanach. Zahlen und Fakten zu allen Sprachen der Welt. Frankfurt am Main 2002, S. 144-145; S. 136; S. 149-150.

[21] Doyle, Jennifer: World Cup Musik and Football Noise. The Lion King, Waka Waka, and the Vuvuzela. In: Alegi, Peter/Bolsmann, Chris (Hg.): Afrika’s World Cup. Critical Reflections on Play, Patriotism, Spectatorship, and Space. Michigan 2013, S. 62-63.

[22] Sony Music Entertainment: FIFA and Sony Music Entertainment Select ‚Waka Waka (This Time for Africa)‘ by Shakira Featuring Freshlyground as FIFA World Cup 2010™ Official Song (27.04.2010), <https://www.sony.com/en_us/SCA/company-news/press-releases/sony-music-entertainment/2010/fifa-and-sony-music-entertainment-select-waka-waka-this-time-for-africa-by-shakira-featuring-freshlyground-as-fifa-world-cup-2010-official-song.html&gt; (25.08.2020).

[23] Tande, Dibussi: Undermining African Intellectual and Artistic Rights: Shakira, Zangalewa & the World Cup Anthem, <https://www.dibussi.com/2010/05/undermining-african-intellectual-and-artistic-rights-.html&gt; (25.08.2020).

[24] Tande, Dibussi: Undermining African Intellectual and Artistic Rights: Shakira, Zangalewa & the World Cup Anthem, <https://www.dibussi.com/2010/05/undermining-african-intellectual-and-artistic-rights-.html&gt; (25.08.2020).

[25] Rheinisches JournalistInnenbüro/Recherche International e.V. (Hg.): „Unsere Opfer zählen nicht“. Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Berlin/Hamburg 2005, S. 90-92.

[26] Ebd., S. 13-14.

[27] Unter Anderem übernahm Michael Jackson im Song „Wanna be Startin ,Somethin´“ die Melodie und den Text eines kamerunischen Liedes. Siehe hierzu: Doyle, 2013, S. 62-63.

[28] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[29] Quadt, 2016, S. 337.

[30] Ebd., S. 338.

[31] Xhosa ist eine der verbreitetsten Sprachen in Südafrika. Siehe: Haarmann, 2002, S. 177-178.

[32] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[33] Ebd.

[34] Quadt, 2016, S. 334-337.

[35] Interview mit Johannes Ismaiel-Wendt: Populäre Musik ist postkolonial (07.11.2013),  https://jungle.world/artikel/2013/45/populaere-musik-ist-postkolonial (29.06.2020).

[36] Screenshot von User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020), 0:25.

[37] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[38] Hebauer, Lioba u.a.: Fahnen und Flaggen (= Tessloff Wissen, Bd. 75). Nürnberg 2012, S. 32-33.

[39] Illy, Hans F.: Nation und Nationalismus in Afrika. Die Verlockungen eines Vorbildes und die Folgen seiner eindimensionalen Imitation. In: Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 8 (1982), S. 177-180.

[40] Ze.tt GmbH: Cultural Appropriation (Kulturelle Aneignung), <https://ze.tt/cultural-appropriation-kulturelle-aneignung/&gt; (01.07.2020).

[41] Awet, Kessete: Die Darstellung Subsahara-Afrikas im deutschen Schulbuch. Gesellschaftslehre, Erdkunde, Geschichte und Politik der Sekundarstufe I (Gesamtschule) Nordrhein-Westfalen. Opladen/Berlin/Toronto 2018, S. 105.

[42] Ebd., S. 106.

[43] FIFA.com: Der offizielle FIFA-WM-Song: Shakira und Freshlyground singen Waka Waka (This time for Africa) (05.05.2010), <https://de.fifa.com/worldcup/news/der-offizielle-fifa-song-shakira-und-freshlyground-singen-waka-waka-th-1205348&gt; (17.08.2020).

[44] Der Begriff Dschungel wurde eigens in der Kolonialzeit geschaffen, um die Wälder in den Kolonien sprachlich vom Wald innerhalb Europas abzugrenzen. Dabei wurden die Wälder in den verschiedenen Kolonien mit diesem Begriff homogenisiert und vereinfacht dargestellt. Siehe hierzu: Göttel, Stefan: Eintrag „Dschungel“. In: Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster 2004, S. 112-113.

[45] Screenshot User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020), 1:12.

[46] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[47] Arndt, Susan/Hornscheid, Antje (Hg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster 2004, S. 47-49.

[48] Die Bezeichnung ,Schwarz‘ wird hier im Sinne der Eigenbenennung verwendet und deshalb groß geschrieben. Sie bezieht sich nicht auf die Hautfarbe, sondern darauf, dass diese Menschen durch Rassismus und die Sozialisation zu Schwarzen gemacht wurden und werden. Siehe hierzu: Nduka-Agwu, Adibeli/Sutherland, Wendy: Schwarze, Schwarze Deutsche. In: Lann Hornscheidt, Antje/Nduka-Agwu, Adibeli (Hg.): Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. Frankfurt am Main 2010, S. 88-89.

[49] Screenshot User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020), 1:49.

[50] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[51] Mrozek, Bodo: Jugend. Pop. Kultur. Eine tansnationale Geschichte. Berlin 2019, S. 188-192.

[52] Awet, 2018, S. 106-107.

[53] User ,Shakira‘: Shakira – Waka Waka (This Time for Africa) (The Official 2010 FIFA World Cup™ Song) (04.06.2010), <https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0&gt; (29.06.2020).

[54] Arndt/Hornscheid, 2004, S. 48.

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Gedanken eines Fans zur Fußball-Europameisterschaft 2021

von Anonym



Ich schreibe aus der wohl privilegiertesten Perspektive als cis-männlicher, weißer, in Süddeutschland geborener und dort sozialisierter Fußballfan. Diese dominante Perspektive versuche ich zu hinterfragen und zu verstehen, was auch zum Teil meine hier niedergeschriebenen Gedanken leitet.

Wir schreiben das Jahr 2021 und die UEFA (Union of European Football Associations) bereitet sich auf die Europameisterschaft der Männer* vor, die mit ihrer 16. Austragung dieses Jahr zum ersten Mal in der Geschichte in mehreren Ländern veranstaltet werden soll.

Am 30. Juni 2012 äußerte der damalige UEFA-Präsident Michel Platini die Idee, den Wettbewerb europaweit statt in einem oder zwei Ländern auszutragen. Die Spiele sollten ursprünglich in 13 Städten in 13 europäischen Ländern stattfinden, 12 Städte waren für jeweils drei Gruppenspiele (hier spielt jede Mannschaft der jeweiligen Gruppen gegeneinander und die beiden Erstplatzierten Mannschaften qualifizieren sich für das Achtelfinale) und eine Achtel- oder Viertelfinalbegegnung vorgesehen, die beiden Halbfinalspiele und das Endspiel sollten in einer 13. Stadt ausgetragen werden. Nach der Vergabe der Spielorte durch die UEFA wurde Brüssel Anfang Dezember 2017 von der UEFA nachträglich als Spielort der EM2021 gestrichen. Stattdessen sollen die Spiele in London ausgetragen werden, das bereits als Gastgeber für die beiden Halbfinalspiele und das Finale ausgewählt worden war. Somit sollte die Endrunde – alle Spiele ab dem Achtelfinale – in 12 statt 13 Städten gespielt werden.

Was bedeutet das nun konkret?

Am 17. März 2021 kündigte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin an, dass Spiele nur in jenen Städten stattfinden werden, in denen trotz COVID-19-Pandemie Zuschauer*innen ins Stadion dürfen. Am 23. April 2021 gab die UEFA bekannt, dass Bilbao und Dublin aus diesem Grund als Austragungsorte gestrichen werden. Die Spiele, die in Bilbao stattfinden sollten, werden nach Sevilla verlegt; die für Dublin vorgesehenen Spiele werden auf die weiterhin bestehenden Spielorte Sankt Petersburg und London aufgeteilt. Eine Änderung mit weitreichenden Folgen, wird bedacht, dass es dabei explizit darum geht, Maßnahmen der Pandemiebekämpfung zu umgehen:

Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten im März 2020 fast alle Ligen innerhalb der UEFA ihren Spielbetrieb unterbrechen, darunter die vier „großen“ Ligen Bundesliga (Deutschland), Premier League (England), Primera División (Spanien) und Serie A (Italien). Am 17. März 2020 wurde die Fußball-Europameisterschaft, die ursprünglich vom 12. Juni bis 12. Juli 2020 hätte stattfinden sollen, um ein Jahr (11. Juni bis 11. Juli 2021) verschoben. Die Verschiebung eröffnete den Ligen die Möglichkeit, ihre Spielzeiten mit pandemiebedingter Verspätung zu beenden. Die Bundesligasaison 2019/20 konnte sogar bis zum 30. Juni 2020, an welchem auslaufende Verträge von Spielern und Trainern enden, abgeschlossen werden. Auch die UEFA konnte unter diesen Umständen die laufende Champions-  und Europa-League-Saison mit Finalturnieren im August 2020 zu Ende spielen.

So weit, so – mehr oder weniger – gut. Aus Fan-Sicht kann ich durchaus nachvollziehen, dass die Europameisterschaft 2020 auf 2021 verschoben wurde und finde es auch richtig, dass die nationalen Ligen priorisiert zu Ende gespielt wurden, um dort tausende von Jobs zu sichern. Müsste eine Saison abgebrochen werden, so entstehen dadurch viele Fragen und Situationen, die es bisher noch nicht gab. Beispielsweise hätte entschieden werden müssen, ob es überhaupt einen Meister gegeben hätte; welcher Verein trotz ausfallender Spiele wie Meister geworden wäre; auf welcher Grundlage diese Entscheidung hätte getroffen werden können (Orientierung an der Hinrunden-Tabelle oder am Tabellenstand zum Zeitpunkt des Abbruchs?). Welcher Verein steigt auf oder ab? Wer kommt in die Champions League? Und viele weitere Fragen und Situationen, denen sich „der Fußball“ augenscheinlich nicht stellen wollte oder konnte, die aus ethischer Perspektive – und gerade während einer globalen Ausnahmesituation und nicht nur zur Eindämmung des Infektionsrisikos – beantwortet werden hätten müssen! Wie es scheint, hat der Fußball hier unter Beweis gestellt, dass neue Herausforderungen lieber umgangen statt angegangen werden.

Indem die UEFA während einer Pandemie daran festhält, diese Europameisterschaft in vielen verschiedenen Ländern und auch noch vor Zuschauer*innen stattfinden zu lassen, obwohl nach wie vor Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung ergriffen werden, widersetzt sie sich meiner Meinung nach dem ‚gesunden Menschenverstand‘.

Auf der ganzen Welt und somit auch in Europa stehen viele Menschen vor dem Ende ihrer beruflichen Existenz und nicht nur kleine Einzelhändler*innen versuchen verzweifelt alles, um den Kopf über Wasser zu halten und die UEFA erweckt den Anschein, nur starr IHRE Europameisterschaft durchziehen zu wollen. Ganz nach dem Motto „Augen zu und durch“ oder „Wird schon gutgehen“.

Wird hier nicht ganz klar deutlich, worauf die UEFA ihren Fokus legt?

Ich als großer Fußball-Fan muss ehrlich sagen, dass mich diese Europameisterschaft kalt lässt. Neben den schwankenden Leistungen der DFB-Elf tragen die ganzen Umstände dazu bei, mein Interesse daran zu verlieren oder zumindest stark abzuschwächen. Die UEFA stellte (wieder einmal) unter Beweis, dass ihr priorisiertes Ziel – selbst zu Pandemiezeiten – die Gewinnmaximierung ist und nicht etwa der Schutz von Menschenleben. Absurd!

Der Fußball hat für mein Empfinden gerade in Zeiten von Corona viel von seiner Romantik eingebüßt. Es wirkt nach wie vor befremdlich, wenn sich zwei Mannschaften in riesigen leeren Stadien bekämpfen, jedes Wort, das auf dem Platz gerufen wird, gehört werden kann und einfach eine Stimmung herrscht wie bei einem „Alte Herren-Spiel“ (Hobby-Mannschaften aus Spielern, die bereits ein gewisses Alter erreicht haben) am Sonntagabend auf dem Bolzplatz nebenan.

Fußball!

Und schon hast du ein Bild im Kopf. 

Vor Augen – eine kleine Unterstellung:

Spieler – und leider ja, wahrscheinlich Männer*; Trikots; Mannschaften; Fans und deren Chöre; ein Stadion; das Grün des Rasens; die weißen Linien; der Ball; das Tor. 
Ein “Wir-Gefühl”…?
Emotionen!?

Bist du Fußball-Fan*? Oder stehst du dem Massenphänomen Fußball eher gleichgültig gegenüber? In jedem Fall kann ein kritischer Blick auf “den Fußball” – auch abseits des eigenen Interessensfelds – bereichern. Denn die Liste polarisierender Events ist lang und die folgenden Fragen sollten nicht nur den Fußball unter die Latte nageln[1]

Welche Konzepte stehen hinter “dem Fußball”? Welche gesellschaftlichen Strukturen wirken dort? Was wird bewusst oder unbewusst (re)produziert? Wie avancierte Fußball zum Massenphänomen? Welche globalen Mechanismen wirken bei internationalen Sportveranstaltungen wie der Fußball-Weltmeisterschaft? Wie inklusiv bzw. exkludierend ist Fußball und wie äußert sich das? Welche Gefahren birgt ein gesellschaftlicher Hype um das Phänomen? und viele weitere… 

Wir, das Team von Postcolonial Realities, laden euch ein, mit uns in den nächsten vier Wochen – die nicht zufällig auch den Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2021 bilden – das Phänomen “Fußball” kritisch zu betrachten und gemeinsam zu diskutieren. 

Warum machen wir das? Kritische Wissensproduktion ist ein Anspruch unserer (Blog-)Arbeit. Aus dieser Perspektive ist es für uns unumgänglich, die vielen impliziten Selbstverständlichkeiten des Fußballs herauszufordern, zu hinterfragen und den Versuch anzustellen, diese zu dekonstruieren. Als Beispiel: Wie wäre es, Fußball ohne Patriotismus zu denken? Wie sähe ein solcher Fußball aus? Bedingungslose Nächstenliebe; extremer Fanatismus oder…? 

Was steckt hinter den Anti-Rassismus-Kampagnen im Fußball? Mit welcher Ernsthaftigkeit werden diese konzipiert und umgesetzt? Und nicht nur mit Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft 2022 in Katar – wie steht es um Menschenrechtsverletzungen im Namen des Fußballs? 

Wöchentlich werden wir kritische Beiträge, weiterführende Angebote zu “to-watch; to-read & to-listen” sowie Diskussionsfragen zum Thema Fußball auf unserer Blogseite bzw. auf Instagram (postcolonial.realities) posten. Auf unserer Instagram-Seite laden wir euch explizit ein, mit uns in den Kommentaren über ausgewählte Fragen zu diskutieren und uns auszutauschen. Wie immer freuen wir uns auch über eure Beitragsbeteiligung: Möchtet ihr zum Thema etwas loswerden, aufmerksam machen oder informieren, reicht uns gerne bis 27.06. euren Text per Mail an postcolonialrealities@outlook.de ein, welchen wir als Blogbeitrag in unserem Aktionsmonat “Fußball” posten.

Wir freuen uns in gespannter Neugierde auf die kommenden vier Wochen mit euch!!

Euer Team von Postcolonial Realities 


[1] Fußball-Metapher für eine gute Schusstechnik; unaufhaltsam, nachdrücklich das Ziel erreichend.

Lack-cess to higher education!

by Uvania Naidoo, Maria Lombaard, Lucritia Govender, Lesedi Tshabalala, Yukako Ban, Kathrin Maier and Brightman Makoni


In support of one of our writers we like to publish an article written in solidarity with the student protests that happened in Johannesburg, South Africa in early March this year. During peaceful protests calling out the persistent inequalities holding back vulnerable and historically marginalized groups from accessing higher education – one man lost his life due to the brutal force of police intervention. This mirrors the symptoms of structural violence historically perpetuated by institutions supposed to secure and support the growth of our generation.


Image: Postcolonial Realities

Introduction

On March 9th 2021 Wits students took to the streets to protest financial exclusion and being denied registration.

We as students[1] belonging to the Critical Diversity Studies department at Wits owe it to our fellow student protestors to stand in solidarity by speaking out against financial exclusion and being refused registration. We are angered by the way student protestors are persecuted, chastised and physically attacked. The cost of education in South Africa is exorbitant which excludes the majority of our population from accessing what is our Section 29 (1) constitutional right. The government and universities across South Africa have said on many occasions and through many platforms that education is the single most important tool to uplift poor communities, and yet students who belong to these disenfranchised communities remain outside the ivory tower because they cannot afford their education. How can these institutions claim to be committed to uplifting poor communities through education when their very poverty is the reason they cannot pay tuition fees and are therefore denied access? Unequal power relations remain intact and perpetuate the status quo. Students with class and racial privilege are prioritised while poor, black students are excluded and ignored. In this article we detail the ways in which institutional failure, via the government, universities, police, and apathetic citizens preserve the cycle of abuse against the majority of students in this country. South Africa cannot claim to be equal and free if privilege and power remain as the determinants of access and success.

A Lack of Access to Education

Access to education in South Africa should be termed “lack-cess to education”. While the educational sector receives the lion’s share of the national budget every year, we still find ourselves with broken and corrupt systems leaving underprivileged students, the majority of whom are black, without school toilets, adequate textbooks, no school lunches, poorly trained teachers and many more issues.

A Grade 12 student is required to get a minimum of 30% to pass matric, which is a significantly low benchmark compared to other countries. According to Statistics South Africa, only 44.55% of matriculants who pass are qualified to apply for a bachelor’s degree, with white and Indian students comprising a significant number, disproportionate to national population statistics. Furthermore 51% of student youth aged 18-24 stated that they do not have the financial means to pay their university tuition, and in spite of financial aid promises the government has not been able to support them. We need to also consider the ways in which tertiary institutions perpetuate this failure by not providing poor black students with the tools, infrastructure and guidance they need to succeed at university. The university has always been and continues to be a place of elitism and power, exacerbating the divide between the rich and poor, and white and black.

Over the last couple of years, the government’s spending on higher education has decreased and this is divergent to the international norm. As a result of government allocations decreasing in real per capita terms, institutions of higher education had to increase tuition fees by more than the inflation rate over time. This increase in fees is driven by increase in demand as more students need to access institutions of higher learning ultimately impacting operational costs. Increasing tuition fees is higher education institutions‘ fastest growing sources of non-government revenue to cover their financial shortfalls. According to data published in 2019 by Old Mutual, on average a first year degree costs about R85,000 and is expected to increase to about R107,600 by 2025 and as much as R165,600 by 2030. Studies show that only 5% of South African families can comfortably afford higher education. Thus, when state funding decreases and tuition fees continue to increase, low-income and historically disadvantaged groups of students are excluded. This demonstrates how capitalism and neoliberal economics is prioritised over social welfare and access. The people on the fringes of society lose the battle of the economy – a double-degradation in a way where not only would the needs of poor black people be sidelined comparable to national economic and investment needs, but they would also financially suffer because of this re-prioritisation.

Violence & The Institution

Violence has become desensitised and normalised in South Africa. From the day colonisers stepped on our shores we have known violence – a violence to our bodies, our minds and our souls. We carry it in our DNA and it festers to this day. Police brutality is a term we hear most often when talking about America, but it certainly applies within the South African context too. During apartheid black cops were employed to police black people and this system persists today. It is a way of keeping the powerless in place using their own hands. Though no one here denies that the greatest atrocities to black and brown people have been perpetrated by white people, there is something deeply sinister about the way white supremacy created conditions in which black people inflict harm upon within their own community. In allowing the police in this country to continually dehumanise and injure people who are exercising their constitutional right to protest, we enact self-betrayal and preserve a system that was built to keep us shackled, silent and invisible.

A fellow student recalled allowing terrified students running from police bullets to take shelter at a building where she worked on the day. They were being shot at while running away and this image strikes too close to home in the form of the 1960 Sharpeville Massacre. How can we allow this to happen again? We have carried so many legacies of colonisation and apartheid with us into “democracy”, and if this is true then are we truly free and equal? We are triggered by history repeating itself – re-igniting deep-seated traumas in the face of unmet promises, unhealed wounds and a web of structural violence perpetrated by multiple institutions ironically appointed for the sole purpose of public protection and support.

In discussing the protest with a fellow South African, she warned: “South Africa will always shoot you!”. This expression and experience includes and places responsibility on all institutions –government, universities, and police. Furthermore, these institutions hide behind the excuse of protection and safety, but who is really unsafe here? The answer: those who are forced to take to the streets to have their voices heard because this country continues to suffocate them.

Media Representations of Student Protests

“Watch news reports switch to paint TUT students in ways where they’re seen as ‘extra’ and ‘violent’ or ‘savage’ unlike the Wits students who were reflected as victims of police brutality in the past week.”

@Penxenxe via Twitter

Media representation of the #feesmustfall movement has been a highly contested subject that has sparked numerous debates concerning the lack of nuance in the representation of student protests in the media. The tweet above demonstrates this problem and raises issues concerning the discernible disparity in media coverage of protests in historically white universities such as Wits versus protests occurring in historically disadvantaged universities like TUT. Furthermore, it draws attention to intersecting issues of race and class, both of which play a role in determining who is worth media coverage. It is no secret that historically disadvantaged black universities have long been experiencing disruptions even before the 2015 nationwide university shutdown, mostly due to financial exclusion and poor university facilities, but why has there been little media coverage of this? Is this because these institutions are predominantly black and are seen as part of a poor economic class? And when these protests have caught public attention, why is it that only violent and aggressive scenes are depicted, making little to no mention of the protesters’ valid demands? It is important that we reflect on some of these issues as far as student-led protests are concerned so as to challenge the rhetoric and redress the narrative that violent protests bear a black, angry and poor face.

Response by Wits

Following the student protests on March 9th, Wits emailed a statement to students and staff the next day, entitled “Wits Statement on the Passing of a Civilian in Braamfontein Today”. The content of this statement acknowledged the death of a bystander during the protest, though there was no mention of the police being responsible for this killing. The only students recognised as being injured were two student reporters, and not the numerous student protestors intentionally and negligently shot by cops with rubber bullets. The most outrageous part of the statement read as follows: “The SA Police Services were managing the situation”. If anything, the police were the greatest perpetrators of violence and their actions led to the death of a bystander and injury to a great number of students. Wits stated that queries about the protest be directed toward the police, removing themselves of any responsibility and involvement. Finally, counselling services were offered to staff and students who required assistance as a result of the protests. The irony here is that the students who were traumatised and injured are the very students who were protesting due to financial exclusion and therefore do not have access to the university’s mental health services.

Following the March 10th statement, another statement was released to staff and students outlining the funding allowances for 2021 which stated that Wits was doing everything they could to help students who required financial aid. In doing this, Wits positions itself as the generous benefactor carefully listing each and every funding source, rather than detailing the number of students who were financially excluded and what services would be directly offered to them.

On the 11th of March Wits Vice Chancellor, Prof Zeblon Vilakazi held an online press conference with the media to discuss the higher education financial crisis, followed by an interview with Bongani Bengwa on Radio 702. The conference began with Events and PR Officer Rechelle Tsunke saying: “It has been a difficult few days for people at Wits and for the media as well”. It is preposterous to suggest that the media has suffered due to the protests, or that a press conference should be held to provide a space for the media to raise questions, while students were offered no such platform. This is why students are driven to the streets as it their only means to be seen and heard. In the past month Wits has sent students more emails detailing campus logistics than anything definitive or substantive regarding the protests or the students affected. More has been done by Wits to address the protests and financial issues with the media than students, suggesting that Wits has been intently focused on structuring the narrative in their favour in the media and by extension to the rest of the public, rather than including student voices in the dialogue. Wits has demonstrated their commitment to irrelevant parties during this crisis rather than students, and responded in reductive, insufficient and biased ways to the protests. As students, Wits owes us answers and tangible solutions, not rhetoric; our voices need to be centered, not sidelined.

Conclusion

“Everyone has the right, peacefully and unarmed, to assemble, to demonstrate, to picket and to present petitions” (Section 17 in the Bill of Rights). Yet there is no guarantee that the police will be peaceful and unarmed. Of the many protests that did happen over the past year, the safety concern in question was not Covid, but the police. Students are treated as a threat rather than as people with a democratic right. Institutions and the public are apathetic to the denial of students’ rights, and over this past year we as a nation have been consumed by the hardships of the pandemic, desensitising us further us to the struggles of others. In deciding “it’s not my problem” or in the feeling that the problem is too big to get involved in, we are losing ourselves.

We have to care that the police are killing people and that this is part of a pattern of widespread abuse, especially against the poorest and most vulnerable. We have to care that students cannot learn, work or live because money is prioritised over education. And perhaps if we all make the effort to engage, participate, share and help then we can actually do something about it. This issue does not solely belong to poor black students, it belongs to all of us and we need to step up!

We would like to end with a pledge: We remain fiercely committed to the right to education and the right to protest, and stand firmly behind students excluded from tertiary education due to financial constraints. We denounce the biased portrayals of student protestors as dangerous, unreasonable, violent and militarised. Jailed students must be freed, charges against them must be dropped, and the police must be held responsible for excessive force and brutality. Wits must centre the voices of marginalised students and offer substantive responses and solutions and the government has to acknowledge and address these institutional failures, and provide tangible solutions to better support students.

To the student protestors: we see you, we hear you, we acknowledge your pain and sacrifice and come to you as allies in this fight.

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[1] We are 7 students belonging to the Theories of Diversity Studies Masters’ class at Wits and in no way speak on behalf of the rest of the staff or students in the department.

Buzzword or Critical Tool? – Rethinking Diversity

von Kathrin M.[1]


Im Rahmen des heutigen Diversity Tags werfen wir einen genaueren Blick auf ein mögliches praktisches Vorgehen, Diversität als ein Analysetool zu verstehen, mit dem Unterdrückungsmechanismen begriffen und bekämpft werden könn(t)en.

As part of today’s Diversity Day, we take a closer look at a possible practical approach of diversity as an analytical tool that can be used to understand and challenge mechanisms of oppression.


Photo: Postcolonial Realities

Diversity is a word that has created a much heated debate throughout the last years. Created jobs – called diversity managers, some mystical creatures who might be social workers? Managers? Concerned about equality in the workspace? – No one really knows. It has become a buzzword used to describe our unbreakable commitment to gender equality and non-discrimination – to acknowledge and “celebrate” (some ways) in which we are different – because we realized we cannot fully deny them.

Diversity has become a trigger for those arguing that we already live in a post-feminist – post-racial society, getting annoyed and defensive when another headline about racist profiling, police brutality, sexual harassment, and discrimination against differently abled people pop up when checking their morning news. Some might think: “Why do we[2] need someone being hired to oversee how diverse we are as a company – and ‘manage’ it? We are all equal and hired for our expertise and knowledge”. Bulls*it. Playing on our “sameness” to deny differences is as reductive as the call to tolerate and celebrate our differences. Both fail to address the power underlying the construction of differences and thereby enabling the erasure of difference while reflecting the privileged capacity of the dominant culture in deciding which differences are important and which not.

There are trainings and workshops to discover our blind spots, to help us become aware of our privileges and identity; legislations and quotas to make our workplace more diverse but has this legal approach towards diversity really changed how we see and live our social relations? Can we really outsource our responsibility to understand and know about each other? Has this approach demonstrated why “we” actually need it and what there is behind the concept? I don’t think so – and I don’t think this is its real intention. But should we therefore abandon the term? NO!

Terminology and frames are only as good as what we do with them and the clue already is that the people setting the terms of how we talk, know, read and write about certain things – thus giving them meaning – remain unnamed and silent within this process. To speak in Foucauldian terms – discourse is a hegemonic practice, an active production of knowledge controlled through the unequal power relations between us and the selective use of hegemonic language. What am I trying to say with that? Instead of criticizing, abandoning or adapting the term diversity in an unquestioned way, we need to re-think and consider what meaning we give to it, how we use the term and with which goals. How do we relate to the term and how do we feel about it? What does it trigger and why? The overall understanding of it is a very positive one but good intentions don’t justify its means or outcome. What is it that our understanding of diversity actually ignores, denies or simply makes unthinkable? What questions do we not ask by generally assuming we are all equal – “same but different”?

We – and with that I mean all of us – have to realize that those setting the terms of the discussion are also the ones benefiting silently. Benefiting from what a certain discourse makes visible and thinkable, or not – from how a certain discourse and way(s) of thinking materialized in real-world consequences. Diversity is not an abstract term – it can be a tool to read and understand social relations if we use it in critical ways. If we are willing to look behind the terms of the discussion and ask questions challenging our mainstream understanding. Does diversity in its current form help us to understand how perceptions of the “me and the other” are constructed? Does it help to uncover the unequal power and (historical) violence of these constructions? Does it demand from us to challenge the ways in which identities and spaces are normalized? Does it name and fight exclusion in a holistic manner? If we think about diversity by entering the discussion on the premise that everyone has the same power, rights, access, opportunities… we already gave up most of its power.

In order to make diversity a tool that helps me to critically engage with and uncover all these power-relations – to make it a tool to name and fight white supremacy and patriarchy, our oppressive relationships and practices rooted in racism, classism, ablism and ageism – I decided to sign up for a programme called “Critical Diversity Studies” at the University of the Witwatersrand in Johannesburg, South Africa. Being now in for a bit I want to use this opportunity to share what a critical approach towards Diversity could look like:

Aiming to “read” social relations like you would read a book, Critical Diversity Studies as developed by Prof. Melissa Steyn is based on a concept called Critical Diversity Literacy (CDL) and related to the concept of racial literacy, a reading practice for white partners of interracial couples. CDL further can be described as an ethical social-political stance, challenging the myth of modernity and the notion of a national state belonging to a homogeneous population. It is an approach that acknowledges the complexity of diversity as a function of changing relationships between people who are differently positioned within the nation state. It counters and challenges apolitical, individualized conceptualizations of difference which serve those who are already centred economically, socially and organizationally. Critical Diversity Literacy is a commitment to uncover the assumptions that obscure more penetrating understandings of historical and social relationships – an informed analytical orientation enabling a person to read social relations and to recognize how possibilities are opened or closed and for whom.

CDL is based on 10 criterions:

  • An understanding of the role of power in constructing differences that make a difference – based on the understanding that difference is always (inter)relational, inessential, incomplete and fluid. It is the appearance of a perceived “neutral” hierarchy that makes ideologies work and construct the binaries we use to identify within.
  • Secondly, it entails a recognition of the unequal symbolic and material values of different social locations – thus acknowledging the hegemonic positionalities and concomitant identities (whiteness, heterosexuality, cis-gender…) and how dominant orders position those in non-hegemonic spaces.
  • CDL analyses how axes of oppression/ social locations intersect and co-construct each other. It offers an analytical skill for unpacking how systems of oppression interlock and how they are re-produced, resisted and reframed.
  • Further, it sees definitions of oppressive systems such as racism as current social problems and (not only) as historical legacy.
  • It is based on an understanding that social identities are learned and an outcome of social practices.
  • In the face of often unclear language, CDL offers and demands a diversity grammar and vocabulary that facilitates a discussion about privilege and oppression.
  • CDL includes and develops the ability to translate (see through) and interpret coded hegemonic language – emphasizing that “power never names itself” what leads to the creation of systems of explanation that attribute benefits to those within the privileged group(s).
  • Further, it offers an analysis of the ways that diversity hierarchies and institutionalized oppressions are inflicted through specific social contexts and material arrangements,
  • While understanding the role of emotions, including our own emotional investment in all the above.
  • Lastly, CDL is an engagement with the issues of the transformation of these oppressive systems towards the deepening social justice at all levels of social organization.

Summing up, a critical approach towards diversity enables us to name ideological systems put in place by and for hegemonic positionalities and the hegemonic discourses reproducing them. It offers a vocabulary and therefore possibilities to navigate difficult conversations in our everyday lives and to impact dynamics of power while providing a tool to recognize the power of language in facilitating racial (and other) privileges – making it possible to see privileges as what they are: unearned advantages and the naturalized and unquestioned standards. It challenges us to re-think the essentialist understandings of the characteristics we identify with through learned positionings and to recognize our own enmeshment in these complex, intersectional dynamics redrawing the boundaries of the centre and the margin.


[1] Zur Selbstpositionierung der Autorin könnt ihr weiterlesen unter https://postcolonialrealities.home.blog/2021/04/17/who-speaks-lets-talk-about-positionalities/.

[2] Again. I know that I should not use such generalizing terms and language – but actually haven’t found a proper way to articulate myself and my mission. I will work on that! But what I mean when using “we” in this piece really refers to me seeing myself as part of an “imagined community” that is willing to challenge our understanding of diversity – or not. And while this sounds very confident, I think everyone –really EVERYONE needs to engage with a more critical understanding of our social relations and hegemonic positionalities. In this sense, the post might mainly aim to address those being part of the groups most privileged but welcomes everyone interested to read.

„FACTFULNESS. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“

Rezension von Kathrin Lufter[1]

Foto: Postcolonial Realities

Ein Buch, über das Bill Gates schreibt, es sei „eines der wichtigsten Bücher, die ich je gelesen habe“[2] – das muss doch etwas können! Oder? 

Das Buch beginnt mit einem Test, und ich möchte diese Rezension genauso beginnen. Es handelt sich um insgesamt 13 Fragen über globale Muster und Trends mit je drei Antwortmöglichkeiten, von denen ich dir hier exemplarisch zwei stellen möchte:

Wie viele der einjährigen Kinder auf der Welt sind gegen irgendwelche Krankheiten geimpft?

(A) 20 %
(B) 50 %
(C) 80 %

In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung…

(A) nahezu verdoppelt.
(B) nicht oder nur unwesentlich verändert.
(C) deutlich mehr als halbiert.

Die weiteren Fragen zielen auf Bevölkerungswachstum, Bildung von Frauen und Mädchen, durchschnittliche Lebenserwartung, Zahl der Opfer von Naturkatastrophen, gefährdete Tierarten, Klimawandel etc. ab. Das erschreckende Fazit des Autors Hans Rosling nach mehreren tausend Testauswertungen:

Jede Gruppe, die ich befrage, glaubt, die Welt sei weitaus bedrohlicher, gewalttätiger und hoffnungsloser – in einem Wort: dramatischer –, als sie in Wirklichkeit ist.“

Rosling 2018: 20

Das bedeutet, die Befragten lagen systematisch falsch – eine Gruppe Schimpansen hätte per Zufallsentscheidung besser abgeschnitten![3]  

Warum ist das so? Rosling begründet es mit den „menschlichen Instinkten”: Instinkte, die den Ur-Menschen zu überleben halfen, die heute jedoch eher hinderlich sind. Auf diese Instinkte und die daraus resultierenden Trugschlüsse wirft er in den folgenden zehn Kapiteln, die je einem Instinkt gewidmet sind, einen analytischen Blick. Sein – nicht gerade bescheidenes – Ziel ist es dabei, „die Denkweise der Menschen zu verändern, ihre irrationalen Ängste zu lindern und ihre Energien in konstruktives Handeln umzulenken,“ (S. 28) und zwar mit Hilfe von Daten und Fakten[4]. Gelingt ihm das?

Zweifellos verschafft das Buch den Lesenden eine Vielzahl von Erkenntnissen, Aha-Momenten, Einsichten. Dabei kommt Rosling zugute, dass er im Laufe seines Berufslebens als Arzt, Forscher und Berater internationaler Hilfsorganisationen viel erlebt hat und somit aus einem reichen Anekdoten- und Erfahrungsschatz schöpfen kann. Mit Hilfe dieser realen Begebenheiten werden die von ihm als problematisch identifizierten menschlichen Instinkte drastisch und anschaulich dargestellt. So schreibt er beispielsweise im Kapitel über den „Instinkt der Verallgemeinerung“, dass er sich bei einem Aufenthalt in Tunesien über die halb fertigen Häuser dort wunderte. Er ging zunächst von sich und den Verhältnissen in Schweden, seinem Herkunftsland, aus (Eurozentrismus lässt grüßen!); dort wäre es ungewöhnlich und ein Zeichen von mangelnder Planung oder Faulheit, halb fertige Häuser herumstehen zu lassen. Allerdings wurde ihm die Situation von einer tunesischen Familie, die Besitzerin eines solchen ‚unfertigen‘ Hauses ist, erklärt: Wenn eine Familie ihre Wohnverhältnisse verbessern möchte, baut sie ein zweites Stockwerk auf ihr bis dahin einstöckiges Haus. Wenn sie keinen Zugang zu einem Kredit hat, spart sie Geld, um die Baumaßnahme durchführen zu können. Aber gespartes Geld könnte geklaut oder von der Inflation vernichtet werden. Deshalb wird Baumaterial gekauft. Aber auch dieses könnte gestohlen werden. Aus diesem Grund wird es sofort verbaut – daher die unfertigen Häuser. Völlig logisch und nachvollziehbar. Roslings Moral von der Geschicht‘:

Gehen Sie davon aus, dass Sie nicht der ‚Normalfall‘ sind – und davon, dass die anderen auch keine Idioten sind.“

Rosling 2018: 196

An anderer Stelle beschreibt Rosling den „Instinkt des Schicksals“, der zu der Annahme führt, dass bestimmte Dinge schon immer so waren, wie sie derzeit sind, und deshalb auch für immer so bleiben werden – quasi unveränderlich und somit schicksalhaft. Dieser Instinkt war laut Rosling früher, als sich Dinge tatsächlich wenig verändert haben, sinnvoll, und ist es auch heute noch in begrenztem Umfang: Das Gehirn wäre sonst mit ständigen Neubewertungen überfordert. Allerdings hindert er uns heute daran, die umfassenden Veränderungen um uns herum zu erkennen. Als Beispiel führt er wiederum sein Heimatland an: Heute gilt Schweden als liberal und fortschrittlich. In den 1960er Jahren allerdings fuhren Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen wollten, nach – Polen. In Schweden war das damals verboten, in Polen erlaubt. Kurze Zeit später drehte sich die Rechtslage um; seitdem fahren Frauen aus demselben Grund aus Polen nach Schweden. Die in Europa weit verbreitete Auffassung, Schweden sei (schon immer) ein liberaler und Polen (schon immer) ein konservativ geprägter Staat, ist für ihn damit widerlegt: „Es war also nicht alles schon immer so. Die Kulturen verändern sich.“ (S. 216)

Positiv zu bewerten ist, dass Rosling nicht davor zurückschreckt, auch von Ereignissen zu berichten, die ihn selbst nicht gerade ins beste Licht rücken. Selbstkritisch schildert er einen Vorfall bei einer Tagung der Afrikanischen Union über die Zukunft Afrikas. Er hielt zu diesem Anlass einen Vortrag, in dem er beschrieb, wie sich in den nächsten 20 Jahren die extreme Armut in Afrika beseitigen ließe. Nkosazana Dlamini-Zuma, die Vorsitzende der Afrikanischen Gewerkschafskommission, sagte danach zu ihm: „In Ihrer Schlussbemerkung haben Sie gesagt, dass Sie hoffen, dass eines Tages Ihre Enkelkinder als Touristen Afrika besuchen und in den neuen Hochgeschwindigkeitszügen reisen können, die wir bauen werden. Was ist das für eine Vision? Das ist eine alte europäische Vision. Meine Enkelkinder werden Ihren Kontinent besuchen und in Ihren Hochgeschwindigkeitszügen reisen und in diesem exotischen Eishotel absteigen, das Sie in Nordschweden bauen […].“ (S. 222) Rosling schreibt dazu: „Ich dachte, ich wäre einer jener wenigen Europäer, die erkannten, welche Veränderungen möglich waren. Aber nach diesem Vortrag […] erkannte ich, dass ich nach wie vor in einem alten, statischen, von kolonialistischen Mustern beeinflussten Denken verhaftet war.“ (S. 223)

In diesem Gesprächsauszug findet sich die Brücke zum Thema des Blogs, auf dem diese Rezension erscheint: postcolonial realities. Rosling erkennt seine eigenen, (post-)kolonial geprägten Denkmuster, die er schon längst überwunden glaubte. An wenigen Stellen des Buches wird so explizit auf diese Thematik verwiesen wie dort, obwohl sie letztlich die Grundlage fast aller Fehleinschätzungen ist, die Rosling mit dem Buch aufzeigen und bekämpfen will. Und hierin liegt meiner Meinung nach die größte Schwäche des Buchs: Das Kind sollte von Anfang an und in aller Konsequenz beim Namen genannt werden. Warum denken so viele der von ihm befragten Personen, dass eine weltweite Mehrheit keinen Zugang zu Elektrizität, Impfungen oder Bildung hat? Ich denke: aufgrund der leider immer noch global vorherrschenden postkolonialen Strukturen. Indem er jedoch die von ihm aufgedeckten Denkmuster mit Instinkten in Verbindung bringt, suggeriert er eine überwiegend entwicklungsbiologische Ursache dieser Fehlinterpretationen, wo doch eher gesellschaftliche, anerzogene, sozialisationsbedingte Faktoren zugrunde liegen dürften. Nun ist es wie gesagt nicht so, dass er problematische postkoloniale bzw. eurozentrische Einstellungen totschweigt; aber ich hätte mir gewünscht, dass sie einen prominenteren Platz in seiner Analyse bekommen hätten.

Schafft er es nun aber, sein selbstgestecktes Ziel zu erreichen und durch das Buch und die darin enthaltenen Daten und Fakten die Denkweise der Menschen, die es lesen, zu verändern? Schafft er es, ihre Angst-Energie in konstruktives Handeln umzulenken? Das kann nur jede Leserin und jeder Leser für sich beantworten. Mir persönlich hat das Buch auf jeden Fall eine Menge an neuem Input, an neuem Wissen geschenkt, mit dessen Hilfe ich zukünftig negative Schlagzeilen rationaler beurteilen kann: indem ich Zahlen vergleiche, ins Verhältnis zu anderen Zahlen setze. Denn, wie Rosling auch schreibt, Zustände können schlecht und zugleich besser (als zuvor) sein.[5] Es hat mir Mut gemacht, dass Veränderungen tatsächlich möglich sind. Es hat mir gezeigt, dass auch sensibilisierte, engagierte Menschen mit den besten Absichten nicht perfekt sind – was auch in Ordnung ist, solange immer die Bereitschaft bleibt, dazuzulernen. Es hat mir eigene Fehleinschätzungen vor Augen geführt – aber nicht auf eine herablassende, sondern eine bestärkende Art und Weise. Denn:

Wenn wir über eine faktengestützte Weltsicht verfügen, können wir sehen, dass die Welt nicht so schlecht ist, wie sie erscheint – und wir können erkennen, was wir tun müssen, um sie besser zu machen.“

Rosling 2018: 307

Hans Rosling (mit Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling):
Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist.
Berlin: Ullstein.


[1] Eine Selbstpositionierung findest du unter https://postcolonialrealities.home.blog/ueber-uns/.

[2] So steht es unter dem Klappentext auf der Buchrückseite.

[3] Neugierig auf die richtigen Antworten? Oder möchtest du wissen, wie du selbst abschneiden würdest? Dann kannst du auf der Seite https://www.gapminder.org/test/ den Test für dich selbst durchführen (in vielen Sprachen verfügbar). Hast du mehr richtige Antworten als die Schimpansen, die Rosling über das gesamte Buch hinweg immer wieder als Vergleichsgruppe heranzieht?

[4] Auf welche Fakten genau Rosling jeweils Bezug nimmt, kann im umfangreichen Quellenverzeichnis des Buches nachvollzogen werden. Häufig werden von der Weltbank, der UN und der WHO veröffentlichte Daten verwendet.

[5] Er beschreibt das unter anderem am Beispiel der Kindersterblichkeit: Im Jahr 2016 sind 4,2 Millionen Babys gestorben. Das ist eine unglaublich große Zahl, sodass die Situation eindeutig „schlecht“ ist. Wird die Zahl aber mit der aus vorangegangenen Jahren verglichen, zeigt sich, dass nichtsdestotrotz eine Verbesserung stattgefunden hat: Im Jahr 2015 waren es 4,4 Millionen Babys, 1950 sogar 14,4 Millionen. Die Situation ist also schlecht, aber dennoch besser als zuvor.

WHO SPEAKS ?! – let´s talk about positionalities

von Kathrin M.


Foto: postcolonial realities

What do we mean when we speak about positionalities? What is my positionality and why is it important to ask this question before writing something someone else might read? In stark contrast to the positivist thinking of “modern” sciences and the call for or assumption of neutrality and objectivity, critical thinking and research demands to engage with one´s own positionality – mirroring not (only) our geographical location but rather our epistemological location and “interpretative horizon” (identity). It is not possible, neither desirable to detach from this – from the ways we see, interpret and understand the world. Modernity/ Coloniality[1] (to use Mignolo´s concept) did not only complicate the world for us by separating domains like the social from the political and economic … etc., but proposed the existence of a single, universal truth – that did and will never be able to capture the complex realities we[2] live. Further, it makes us believe that we can come to understand everything and everyone when using our rationality as independent autonomous beings, always thriving for “higher civilization”. We live in a world where minority knowledge and minority worldview were forcefully transformed into majority knowledge and worldview over hundreds of years. I have learned to interpret the world, my environment, my being and my country´s history from a Eurocentric perspective, that causes harm, violence, shame and ignorance until today, but at the same time encourages me to question the very framework I have been born and raised into. The ways we learned to act, think and be, in largely binary terms and categories – the ways certain experiences became essential and naturalized – leaving no space to question, counter and criticize without the danger to face resistance, rejection, harm, violence, or death. So what does it mean: positionality?

Positionality can mean many things and be embraced in many ways. Nevertheless, I would argue it means how I position myself in this world and in relation to others. It captures the way(s) in which I and others are related. Crucial aspects of this include our social and cultural capital, our class, race, gender identity, the language(s) we speak, religion, spiritual affiliations, family status, HIV status, geographic location, Global North/ South, sexuality, professional alliance(s), rural – urban, our historical involvement in xyz, privileges, power…

Positioning ourselves or encountering our own positionality is so crucial for any aspect of life, because it allows to see what has been and is neglected or naturalized within our own experiences. It allows us to discover the discourses which regulate our own narratives – our identities and subjectivities. What do I or what do others take for granted within my own life? It enables me to ask: What can I (not) see from my positionality?! What might others be able to see from theirs, that I cannot? What can my positionality reveal that other´s can’t?

Asking from where WE, from where I speak is not an easy question – but it is an important and interesting question. A question to which the answers are fluid and develop over lifetime – answers that help us look deep down into who we are (at a certain point in life), and which helps us not only to accept where we are, but also to grow from where we are.

In this sense I make a try in stating: I am a white, young, German woman – identified as female and (mostly) heterosexual, temporarily able-bodied, raised and educated in a former colonizer country that embraces a western-liberal worldview embodying a linear understanding of time (future oriented), largely rule-based oriented with a mostly lateral social organization and strong accentuation of the individual. Further, I am a daughter and sister, a social worker and aligned with certain peace, social justice and postcolonial movements/ organizations, as well as the academic space. I am filled with questions and curiosity, with positive and negative emotions, (un) thinkable visions of the future and dreams that have to be dreamed.


[1] Understood as a concept first used and studied by Aníbal Quijano (later developed by Walter Mignolo). It refers to the way in which the concepts (modernity and coloniality) are inseparable – two sides of the same coin. Like many postcolonialists, decolonialists seek to draw attention to the relation between colonialism and the narrative of modernity, through which much of the world’s history has come to be understood. Modernity, then, is viewed as an epistemological frame that is inseparably bound to the European colonial project.

[2] Now that I have been and will be using this „generalization“ a few times, I also want to shortly explain what I intend to mean when saying we: WE in this text intends to capture and include everyone who wants to critically reflect on what it means to be human in our current world. Who wants to critically reflect on their own positionality – their role in history, our present and our future; who wants to investigate and name systems of oppression and unequal power relations; who acknowledges the interrelatedness of all Beings – resisting the Cartesian image of what it means to be human.

Identität lässt sich nicht verstecken

von Merve Kanbur


Foto: privat

„Wir kennen alle Namen.
Die, die sie uns geben, so gut wie die, die sie uns nehmen.“[1]

Tanasgol Sabbagh: 2021

Ferhat Unvar

Hamza Kurtović

Said Nesar Hashemi

Vili Viorel Păun

Mercedes Kierpacz

Kaloyan Velkov

Fatih Saraçoğlu

Sedat Gürbüz

Gökhan Gültekin

Namen, die nach 70 Jahren Einwanderungsgeschichte[2] in Deutschland wohl immer noch von den Wenigsten ausgesprochen werden können. Nicht aus Unfähigkeit, sondern meiner Meinung nach aus reiner Arroganz. Doch nun ist Deutschland in der Pflicht, sich diese neun Namen bis ans Ende der Zeit zu merken.

Es ist schon ein paar Wochen her, dass sich der Anschlag in Hanau gejährt hat. Doch erst jetzt bringe ich es fertig, etwas zu Papier zu bringen. Denn um ehrlich zu sein: sözün bittiği yerdeyiz[3]. Das heißt so viel wie „Es sind keine Worte mehr übrig“, und doch gibt es noch immer einiges zu sagen. Nichts von dem ist dabei neu oder revolutionär, weshalb sich die Frage aufdrängt, warum wir als Gesellschaft immer noch am selben Punkt verharren und wann wir endlich aus der Vergangenheit lernen. Ich habe Zeit gebraucht, die Geschehnisse zu verarbeiten, denn anstatt in Frieden trauern zu können, müssen wir bangen und gleichzeitig stark genug sein, um uns nicht von der Angst lähmen zu lassen.

Das, was in Hanau geschah, hätte auch mir passieren können, meinen Freund:innen, meiner Familie. Auch unsere Haare sind dunkel, auch wir sprechen zusätzlich eine andere Sprache, auch unsere Namen sind “nicht deutsch”. Es hätte aber keine Rolle gespielt, wie sehr sich rassifizierte Menschen auch als deutsche Person identifizieren. Die Farbe ihrer Augen, ihrer Haare, ihre Namen und Orte, an denen sie ihre Zugehörigkeit zu Deutschland nicht beweisen müssen, sondern einfach sein dürfen, hatten als Rechtfertigung gereicht, um diese neun unschuldigen Menschen aus dem Leben zu reißen. Ich kann dieses erschütternde Gefühl nicht beschreiben, wenn die bloße Existenz deiner Person zur Zielscheibe wird. Denn diese Existenz und diese Identität kann nicht versteckt, kann nicht verschleiert und kann nicht geleugnet werden. Heißt das im Umkehrschluss für uns, dass wir schutzlos sind, dass wir ausgeliefert sind aufgrund unseres Seins?

Dieses Attentat ist Ausdruck der Endstufe rassistischer Manifestationen unserer Gesellschaft. Was dabei in Vergessenheit gerät, sind all die Stufen davor, die diesen letzten Schritt ermöglicht haben, wie die prinzipielle Blindheit des Landes gegenüber Rechtsextremismus und Rassismus. Die Absurdität einer Welt, in der ein weißer Mann, der sich öffentlich rassistisch und hasserfüllt im Netz äußert und psychische Auffälligkeiten zeigt, ganz legal im Besitz einer Waffe sein kann[4]. Und doch ist die Sache für die Ermittler:innen glasklar: Der Täter habe nicht aus rassistischen Motiven gehandelt. Er habe sogar einen Schwarzen Nachbarn, dem er geholfen habe, und spiele Fußball mit migrantisch gelesenen Personen[5]. No Joke. Das sind deren Begründungen. Aber warum wird sich so vehement dagegen gewehrt, Rassismus mit all seinen Folgen anzuerkennen? Weil sonst noch ein paar Janina Kunzes und Thomas Gottschalks sich beschweren, dass in diesem Land aber auch gar nichts mehr gesagt werden kann? Wieso wird diese Gefahr nicht wahrgenommen? Weil sich die Gefahr nicht gegen die weiße Mehrheitsbevölkerung und Dominanzgesellschaft richtet? Weil in diesem Land augenscheinlich die Leben von PoC weniger wert sind?

Leider fallen die Antworten auf diese Fragen für PoC nicht gut aus, wie die Hanauer Tatnacht brutal vor Augen führt: Auch im Ernstfall ist kein Verlass auf die Institutionen dieses Landes.

Wie niederträchtig ist es, dass Said Etris Hashemi, angeschossen und aus dem Hals blutend, Polizist:innen um Hilfe bittet und diese, statt ihm zu helfen, erst einmal nach seinem Ausweis fragen? Wie grotesk ist es, dass einer schwangeren Kim Schröder im Gefecht der Schießerei nicht geholfen wird, obwohl sie mehrere Autos angehalten hatte? Wie absurd ist es, dass die Leiche von Hamza als “orientalisch”, “südländisch” beschrieben wird, obwohl er blond und blauäugig war? Wie ignorant ist es, dass die Leichen der Ermordeten ohne Einverständnis der Familien obduziert wurden? Wie ruchlos ist es, die Familien tage- und wochenlang nicht über den Tod ihrer Kinder zu informieren, obwohl bereits Stunden nach der Tat die Getöteten für tot erklärt wurden? Wie unfair ist es, den Familien jede Chance zu nehmen, sich würdevoll von ihren Kindern zu verabschieden? Wie abwegig ist es, dass die Polizei die Notausgänge der Shishabar blockiert hatte, um Razzien durchführen zu können, weil Shishatabak anscheinend gefährlicher eingestuft wird als ein Nazi mit einer Waffe? Wie rätselhaft ist es, dass die Notrufe ins Leere gingen und auch nach mehrmaligen Anrufen die Polizei nicht zu erreichen war?[6]

Hanau hat gezeigt, wie die Polizei und die Behörden auf ganzer Linie versagt und wieder einmal ihre rassistische Fratze gezeigt haben.

Wie soll da das Vertrauen in Deutschland und den Rechtsstaat nicht verloren gehen? Das Deutschland, das unendliches Leid über die Familie Goman gebracht hat, deren Großeltern durch Nazis vergast und deren Tochter Mercedes in Hanau durch einen Rechtsextremisten erschossen wurde. Wie soll sich eine betroffene PoC da nicht im Stich gelassen fühlen? Wem wird in diesem Land Hilfe gewährt? Wer wird beschützt? Wem wird geglaubt? Wessen Leiden wird ernst genommen? Wer wird entmenschlicht?

Auch die Organisation der Demonstration der Antifa[7] in Augsburg war für mich eine große Enttäuschung. An diesem Tag, dem 19. Februar, dem Jahrestag des Anschlags, darf es nicht um Selbstinszenierung gehen. Der Fokus muss auf gemeinsamer Trauer, Bewältigung und Aufarbeitung liegen. Diesem ganzen zuwider wurden in Augsburg bei der Demo (1) lieblos zwei kurze Ansprachen gehalten, welche das Ausmaß des Schmerzes und der Wut nicht einmal ansatzweise widerspiegeln konnten. Die erste Ansprache wurde dabei kaum verstanden, da es anscheinend nicht für nötig gehalten wurde, ein paar Sekunden innezuhalten. Stattdessen wurde versucht, (2) das Läuten der Kirchenglocke zu übertönen. Daran wird deutlich, wie viel Wert den Worten zu Hanau beigemessen wird. Außerdem wurden (3) die Ansprachen von weißen Menschen gehalten, die keinen wahrnehmbaren Raum gelassen haben für rassifizierte, betroffene Personen. In der offiziellen Liste der 19. Februar Initiative von Hanau war (4) die Demo auch nicht aufgelistet. Die Initiator:innen der Demonstration in Augsburg haben auch nicht mit dieser eigentlichen Initiative kooperiert, sondern einen Alleingang gestartet. Das schreit förmlich nach Selbstinszenierung und lässt leider auch an der Ernsthaftigkeit der Demo zweifeln. Schon die ganze Art und Weise der Organisation der Demo im Voraus kam mir (5) dubios vor. Ich habe der Seite auf Instagram geschrieben, die Plakate der 19. Februar Initiative geschickt, doch diese wollten sie partout nicht verwenden. Ich ging sehr enttäuscht und frustriert an dem Abend nachhause. Ich hatte bis dahin immer an den Wert von Demonstrationen geglaubt, aber diese hat sich wie Zeitverschwendung angefühlt. Diese Demo war baştan savma[8] oder vielleicht auch nur ein Versuch der Initiator:innen, ihre white guilt zu kompensieren. Obendrauf berichtete (6) die Augsburger Allgemeine mit keinem einzigen Beitrag über die Demo zu solch einem wichtigen Thema.

Zu all diesen Fragen, dieser Verzweiflung und dieser Enttäuschung kommt obendrein auch noch die Angst. Denn, um ehrlich zu sein, haben wir schon lange den Glauben an Deutschland verloren (Solingen, NSU, brennende Unterkünfte, rechte Netzwerke bei der Polizei und Bundeswehr, AfD im Landtag – nur um einige wenige Beispiele zu nennen). Wir als deutsche PoC, als ein Teil von Deutschland, haben den Glauben an Deutschland verloren. Wir werden uns aber nicht unterkriegen lassen. Wir werden unsere Zukunft gemeinsam formen. Dabei werden wir unbequem und laut sein in einer Welt, die versucht uns zu übertönen.


Hallo liebe Lesende. Mein Name ist Merve Kanbur. Ich studiere Erziehungswissenschaft an der Universität Augsburg.
Ich bin schon lange auf der Suche nach einer passenden Möglichkeit aktiv zu werden und freue mich im Format der postcolonial realities dies nun zu verwirklichen. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich schon mit Rassismus und Diskriminierung, nicht zuletzt auch auf Grund eigener schmerzlicher Erfahrungen. Keineswegs möchte ich jedoch auf die Expertise der Erfahrung beschränkt werden, sondern durch Wissen und Ideen marginalisierte Personen sichtbar machen. Diese gilt es zu ermutigen laut und unbequem zu werden, und nicht mehr um einen Platz in der Gesellschaft zu betteln, sondern sich diesen zu nehmen.Es ist schon lange Zeit, sich seiner eigenen Narrative zu bemächtigen und Rassismen zu dekonstruieren. Dabei macht die rassistische Sozialisation auch vor mir als PoC keinen Halt und muss gleichermaßen durch kritische Selbstreflexion verlernt werden. Rassismus und Diskriminierung gehen uns als Gesellschaft so alle etwas an. Also go educate yourself und tu deine menschliche Pflicht.

[1] Auszug aus dem Gedicht „In einem Februar müssen wir frieren“, abrufbar unter: https://www.zeit.de/video/2021-02/6233431768001/erinnern-an-hanau-die-nacht-die-schuesse-die-namen.

[2] vgl. Anke Brodmerkel (2017): Einwanderungsland Deutschland., abrufbar unter: https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/demografischer-wandel/196652/einwanderungsland-deutschland.

[3] Türkisch für „wo das Wort endet“.

[4] Steffen, Endres (2020). Abrufbar unter:https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-02/attentat-hanau-waffengesetz-verschaerfung-taeter.

[5] Flade, Mascolo (2020). Abrufbar unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/anschlag-hanau-rechtsextremismus-abschlussbericht-bka-1.4859441.

[6] Gezer, Neshitov (2021). Abrufbar unter: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/die-hanau-protokolle-ueberlebende-des-attentats-berichten-ueber-ihre-entfremdung-von-deutschland-a-00000000-0002-0001-0000-000175304177.

[7] Die Demonstration wurde unter Beteiligung der Antifa organisiert. Siehe Instagram: oat_augsburg. Abrufbar unter: https://www.instagram.com/p/CKo-RuTLgjU/?igshid=12ktfz5kfru6b; https://www.instagram.com/p/CLhzD1RFWFD/.

[8] türkisch, wörtlich: vom Kopf loswerden; oberflächlich, ausweichend.

AUX POST Perspektiven.Wechsel

Im Rahmen der Internationalen Wochen (15.-28. März 2021) haben wir gemeinsam mit verschiedenen Initiativen, Institutionen und Akteur:innen einen virtuellen postkolonialen Stadtrundgang konzipiert, mit dem ihr Augsburg aus unterschiedlichen Perspektiven kennenlernen könnt. Alle bisherigen Stationen findet ihr hier. Oder schaut einfach täglich auf Instagram unter @postcolonial.realities vorbei, was es Neues zu entdecken gibt.

Als kleinen Vorgeschmack hier das Video zur ersten Station, dem Lummerlandspielplatz:

Spielend die Welt erobern!

Eurozentrismus und Unterrepräsentation in Café international (1989) und Die Siedler von Catan (1995)

Giulia Mantovani


Liebe Leser*innen, 
mein Name ist Giulia Mantovani, ich bin in Italien geboren und habe den Großteil meines Lebens dort verbracht. Aktuell studiere ich im Master Sprachwissenschaft an der Universität Augsburg. Im Laufe der inzwischen fünf Jahre, die ich in Deutschland lebe, habe ich gemerkt, wie die meistens positive Konnotation meines Herkunftslandes – von vielen auch La bella Italia genannt – Privilegien für mich eröffnet hat. Auch weil ich weiß und eine Akademikerin bin, passe ich zu der Vorstellung, die in der deutschen Gesellschaft als die ‚Norm‘ gilt. Ich möchte jedoch nicht in einer Gesellschaft leben, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe unterschiedlich behandelt. Ich möchte nicht anders behandelt werden, wenn die mir zugesprochenen Privilegien aus rassistischen und eurozentrischen Denkweisen entstehen, sodass meine Privilegien andere Menschen benachteiligen. Ich möchte mich stattdessen am Diskurs beteiligen, der sich für den Aufbau einer diskriminierungs-freien Gesellschaft einsetzt. Dazu habe ich einen Beitrag verfasst, der zur Reflexion anspornen soll, wie stark Rassismus und Eurozentrismus in unserer Alltäglichkeit verankert sind, dass sie auch an Orten zu finden sind, die ich mir davor nie vorgestellt hätte. Dank eines Seminars, das ich im Wintersemester 2020 besucht habe, konnte ich einen besonders kritischen, postkolonialen Blick einnehmen und einige dieser Orte finden. Dazu könnt ihr diesen Beitrag über Eurozentrismus und Unterrepräsentation in zwei deutschen Brettspielklassikern lesen.

Foto: pixabay

Triggerwarnung:

Rassistisch-stereotype Darstellungen!

Dieser Essay enthält rassistisch-stereotype Darstellungen von Personen durch die Abbildung von Original-Spielkarten des Spiels „Café International“ in Abb. 2 und deren Beschreibung.

Romantisierung von Kolonialismus!

Dieser Essay enthält eine romantisierende Vorstellung von Kolonialismus durch die Abbildung der Original-Spielvorstellung des Spiels „Die Siedler von Catan“ in Abb. 6.

Brettspiele können auf eine tausende von Jahren alte Tradition zurückblicken, die weit vor Beginn der christlichen Zeitrechnung zu situieren ist;[1] dementsprechend stellen Brettspiele für Historiker*innen eine wertvolle Quelle dar, um mehr über die jeweiligen Kulturen zu lernen. Während vor dem 19. Jahrhundert Brettspiele häufig nur ein Privileg für wenige Menschen waren, schafften die allmählichen technischen Entwicklungen im Rahmen der ersten industriellen Revolution in Westeuropa und den USA die Voraussetzungen, um eine Popularisierung von Brettspielen einzuleiten.[2] Die verbesserten Lebensbedingungen führten zudem zu einer Umstrukturierung der Freizeit, sodass seit dem 20. Jahrhundert immer mehr Spielverlage sogenannte moderne Brettspiele herstellen.[3]

Deutschland wurde zu einem weltweiten Konkurrenten in der Herstellung von modernen Brettspielen[4] (zu den bekanntesten deutschen Spieleverlagen zählen z. B. Ravensburger, Welt der Spiele oder KOSMOS), sodass bis heute das Design vieler Brettspiele europäische Züge aufweist.[5] In dieser Hinsicht nahm Deutschland eine besondere Rolle bei der Entscheidung ein, welche Bilder bei den Spieler*innen hervorgerufen werden und welche nicht. Dies lässt sich anhand von zwei deutschen Brettspielklassikern exemplarisch beobachten: Café international und Die Siedler von Catan. Beide Brettspiele reproduzieren aktiv eine eurozentrische Sichtweise, die mit einer Unterrepräsentation im Hinblick auf nichteuropäische Nationalitäten und koloniales Geschichtsgeschehen gekoppelt ist. Da Brettspiele etwas über die Werte und Haltungen der herstellenden Gesellschaft übermitteln können,[6] wird in diesem Essay die gerade genannte Unterrepräsentation in beiden Brettspielen als Symptom der in Deutschland vorherrschenden eurozentrischen Perspektive auf die Welt näher erläutert. Weitere Kritikpunkte an den Spielen sollen ebenfalls aufgezeigt und unter Bezugnahme von Geschichte und Gegenwart kontextualisiert werden. Die Betrachtung von populären Erinnerungsformaten wie Brettspielen bietet sich nämlich insbesondere an, um die Reproduktion kolonialer Denkweisen in der heutigen Gesellschaft aufzuzeigen.

Café international von Rudi Hoffmann wurde erstmalig 1989 vom US-amerikanischen Spielverlag Mattel auf den Brettspielmarkt gebracht und erhielt im selben Jahr den Preis Spiel des Jahres. Mit einem Spielplan aus 24 Tischen, an welchen insgesamt zwölf Nationen dargestellt sind, sollen die 96 Gäst*innen im Café jeweils an den richtigen Nationentisch (jeweils zwei Männer und zwei Frauen derselben Nation) gesetzt werden, s. Abb.1:

Abb. 1: Spielplan von Café international, Ausgabe von 1989[7]

Punkte werden für jedes zusammen-gesetzte Paar vergeben; wer es schafft, alle Gäst*innen derselben Nation an einem Tisch zu setzen und somit einen sogenannten Ein-Nationen-Tisch zu bilden, bekommt die doppelte Punktzahl.[8] Ziel des Spiels ist es, die meisten Punkte gesammelt zu haben.

Der Spielautor Rudi Hoffmann ist einer der ersten Hersteller*innen von modernen Brettspielen in Deutschland und war bereits vor Café international für seine Brettspiele bekannt (u. a. El Dorado, Jag und Schlag), die häufig auf Klischees beruhen. [9]

Als Erstes möchte ich einige Anmerkungen bezüglich der Entscheidung des Spielherstellers, den Begriff Nation zu verwenden, ausführen, die aus meiner Sicht aus mehreren Gründen problematisch ist. Ein  Problem liegt in der Mehrdeutigkeit des Begriffes, der sowohl in der Alltags- als auch in der Wissenschaftssprache unterschiedlich aufgefasst wird, z. B. im Sinne von Volksnation, als die Gesamtheit einer homogenen Bevölkerungsgruppe, oder von Staatsnation, das vom „Vorhandensein einer staatlichen Verbandsordnung“[10] ausgeht.[11] Darüber hinaus ist dieser Begriff insofern problematisch, als dass er auf einer für mich unvertretbaren sozialen Konstruktion beruht.[12] Zum Teil wurde nämlich im Rahmen der Diskussion um die deutsche Nationsbildung im Laufe des 19. Jahrhunderts versucht, strenge Kriterien zu bestimmen, um Nation zu definieren, z. B. als eine Gemeinschaft, die über die gleiche Sprache, Kultur oder Religion (und z. T. auch über die gleiche ‚Abstammung‘ bzw. ‚Blutsverwandtschaft‘) verfügt,[13] was Heterogenität leugnet und somit Ausgrenzungen schafft.[14] Damit einhergehend zeigt sich das dritte Argument für die Problematik dieses Begriffes, da der Prozess der Definition der deutschen Nation ausgehend von einer homogenen Gesellschaft eng mit der Vorstellung verbunden war (und ist), weiß zu sein und blonde Haare bzw. blaue Augen haben zu müssen, was später in die Ideologie des Nationalsozialismus hineinspielte. Somit trägt der Begriff Nation die gerade genannten konnotativen Züge der „Abgrenzung divergierender Merkmale“[15] mit sich. Aus diesen Gründen werden, wenn keine Metasprache verwendet werden soll, im Folgenden die Begriffe Land oder Staat favorisiert, da beide von einem politisch abgegrenzten Territorium ausgehen,[16] statt wie Nation auf einer Abgrenzung und einem Ausschluss von Menschen zu beruhen.

Ein weiterer Kritikpunkt an dem Brettspiel ist die stark stereotype und verallgemeinernde Darstellung der Personen aus den jeweiligen Ländern auf den Gäst*innenkarten: beispielsweise trägt die Frau, welche vor dem Hintergrund der türkischen Nationalflagge abgebildet ist, ein Kopftuch, der Mann einen Fez. Große, rote Lippen wurden den Gäst*innen, welche vor dem Hintergrund der Flagge der Zentralafrikanischen Republik abgebildet wurden, gezeichnet, während die Gäst*innen, gedruckt auf die chinesische Flagge, mit schmalen Augen dargestellt sind, s. Abb. 2:

Abb. 2: Gäst*innenkarten im Spiel Café international, Ausgabe von 1989[17]

Durch diese pauschalisierte und überspitzt stereotype Darstellung werden Rassismen reproduziert und die Vielfältigkeit der jeweiligen Bevölkerung ignoriert und dementiert.

Im Hinblick auf die eingangs erwähnte Unterrepräsentation ist ein vom Eurozentrismus[18] geprägtes Ungleichgewicht von vorhandenen Ländern festzustellen, das die dichotome Vorstellung über „‘the West and the Rest‘“[19] verficht: Während insgesamt fünf Länder Europas repräsentiert sind (Spanien, Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien), sollen die USA und Kuba jeweils den nordamerikanischen und südamerikanischen Kontinent sowie die Länder Indien und China den asiatischen Kontinent vertreten, Russland und die Türkei stellen die interkontinentalen Staaten zwischen den Kontinenten Europa und Asien dar, während ein einziges Land, die Zentralafrikanische Republik, den kompletten afrikanischen Kontinent repräsentieren soll; dabei stellt Afrika nach Asien den zweitgrößten Kontinent nach Fläche[20] dar und umfasst mit 55 unabhängigen Staaten die meisten Länder unter den insgesamt – je nach Auffassung – sieben Weltkontinenten.[21] Zudem findet kein Staat aus Australien-Ozeanien eine Repräsentation, ganz zu schweigen von ‚staatenlosen‘ Bevölkerungsgruppen.

Der durch das Spiel zum Ausdruck kommende und dort verfochtene Eurozentrismus spiegelt sich darüber hinaus verstärkt auf dem Spielcover wider, auf welchem nur die Gäst*innen aus der ‚westlichen‘ Gesellschaft [22] dargestellt sind: ein Gast und eine Gästin aus den USA, eine aus Spanien und einer aus Frankreich (die Zuordnungen entspringen den vorab thematisierten Spielkarten), s. Abb. 3:

Abb. 3: Spielcover von Café international, Ausgabe von 1989[23]

Auch zu bemerken sind die z. T. pauschalen Bezeichnungen der sogenannten Nationen-Tische, die den jeweiligen Flaggen nicht entsprechen: die Flagge der Zentral-afrikanischen Republik wird auf dem Spielplan als Afrika bezeichnet, die Flagge des Vereinigten Königreichs wird als die von England beschrieben, die Flagge der USA steht auf dem Spielbrett für Amerika und die der damaligen Sowjetunion für Russland (s. Abb. 1). Hierdurch wird erneut ein undifferenzierter Blick ersichtlich, der eine Hierarchie von Staaten und Kontinenten impliziert, sodass in der Logik des Spiels bestimmte Länder nicht erwähnenswert sind, wie etwa die Staaten Afrikas oder Amerikas, wofür stattdessen die Zentralafrikanische Republik und die USA symbolisch für die ganzen Kontinente herhalten müssen.

Der Autor des Spiels scheint vermutet zu haben, dass der Erhalt der doppelten Punktzahl bei dem sogenannten Ein-Nationen-Tisch kritische Fragen vonseiten der Spieler*innen hervorrufen könnte und begründete diese Entscheidung damit, dass es für einen Kellner (oder eine Kellnerin)[24] aufgrund der Währung einfacher sei, an Ein-Nationen-Tischen Geld zu kassieren, wie es der Anleitung zu entnehmen ist:

Abb. 4: Anleitung von Café international, Ausgabe von 1989, S. 8[25]

Vernachlässigt wird dabei, dass dadurch dennoch bestimmte Bilder und Vorstellungen bei den Spieler*innen erzeugt werden, die unbewusst einen Einfluss auf ihre Sichtweise haben können.  Dabei muss vor allem auch berücksichtig werden, dass das vorgeschlagene Spielalter ab zehn Jahren ist und somit auch Kinder mitspielen könnten. Der Ansporn, Nationalitäten als in sich geschlossene, zu trennende Gebilde zu betrachten, bildet einen Gegenpol zu der im Titel beworbenen Internationalität und kann zudem negative Assoziationen im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Ideologie hervorrufen oder ein Gefühl der Ausgrenzung schaffen, wenn eine bestimmte Nationalität nicht vertreten ist.

Auch wenn im Spiel versucht wurde, zumindest der paritätischen Repräsentation von Frauen und Männern gerecht zu werden, kann das Gleiche in Bezug auf Nationalitäten nicht gesagt werden. Zwar beinhalten spätere Ausgaben des Spiels, z. B. als Kartenspiel im Jahr 2001, die korrekte Zuordnung von Flaggen und Ländern (entgegen der Darstellung in der vorangegangenen Version, in welcher z. B. die Flagge der Zentralafrikanischen Republik für den Kontinent Afrika stand),[26] dennoch bleibt die Vielfalt der Nationalitäten auf die gleichen zwölf eingeengt. Zumindest wurde inzwischen die spanische Gästin auf dem Spielcover durch eine indische Gästin ersetzt (s. Abb. 5): reiner Zufall? Vermutlich nicht, wenn berücksichtigt wird, dass dem Spiel oft vorgeworfen wurde, es „befördere unterschwellig Rassismus“.[27]

Abb. 5: Spielcover von Café international, Ausgabe von 2012[28]

Das zweite hier zu analysierende Brettspiel, Die Siedler von Catan, welches 1995 als Spiel des Jahres ausgezeichnet wurde, wird mit seinen über 30 Millionen Verkäufen[29] weltweit nicht selten als „eines der erfolgreichsten deutschen Brettspiele überhaupt“[30] bezeichnet. Das Spiel soll das Zeitalter der ‚Entdeckungen‘ simulieren, wie es auf der Spielvorstellung zu lesen ist:

Abb. 6: Spielvorstellung von Die Siedler von Catan, Ausgabe von 1995[31]

Beim Wettrennen um das Besiedeln der Insel[32] haben „fleißige[…] Siedler“[33] gute Chancen. Da das Spielalter mit ab zehn Jahren angegeben ist, werden bereits Kinder dazu angespornt, sich in die Lage von Siedler*innen hineinzuversetzen und dementsprechend zu handeln, indem zuerst Siedlungen gebaut werden, die nach und nach zu Städten erweitert werden sollen; wer die meisten Siedlungen bzw. Städte schafft, bekommt entsprechend Punkte, die zum Gewinn führen, d. h., wer am meisten baut bzw. am ”besten kolonisiert“, wird dementsprechend belohnt. Dass sich der Name Catan auf keine reale Insel bezieht, soll vermutlich Distanz zu echten Ereignissen schaffen.[34] Dennoch erinnert die geforderte Praxis an die der Kolonialzeit,[35] bei welcher ‚neue‘ Gebiete ‚entdeckt‘ und die dort vorhandenen Rohstoffe und Menschen gewaltsam ausgebeutet und unterdrückt wurden. Die Darstellung im Spiel entspricht jedoch einer illusorischen Vorstellung, einem Euphemismus für das tatsächliche Kolonisationsgeschehen,[36] das somit verharmlost wird. Weitere Akteur*innen, die in der Kolonialgeschichte präsent waren, scheinen vergessen worden zu sein, wie beispielsweise die Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Die Praxis, die in der Kolonialzeit zu besiedelnden Gebiete als ‚terra nullius‘[37] zu bezeichnen, stellt ohne Zweifel eine bewusste Täuschung dar; bereits dort lebenden indigenen Menschengruppen wurde dadurch ihre Existenz abgesprochen, was auch in diesem Spiel passiert. Geschichte wird noch immer einseitig eurozentrisch aus Perspektive der ‚westlichen‘ Gesellschaft geschrieben und die andere Seite gerät durch die fehlende Repräsentation (bewusst) in Vergessenheit. So lässt sich das Spiel insgesamt „durchaus als Apologie des europäischen Kolonialismus“[38] interpretieren.

Vielleicht ist das Fehlen einer umfassenden Abbildung der damaligen Zustände aus technischen bzw. ökonomischen Gründen zu erklären. Dennoch ist festzuhalten, dass zugunsten der Spielästhetik bzw. Spielbarkeit die Geschichte auf Kosten aller vertriebenen, ausgebeuteten, versklavten und ermordeten indigenen Bevölkerungsgruppen reduziert wurde: Wirtschaftliche Motive stehen vor Moral, wie es auch die 2015 vorgenommene Umbenennung des Spiels von Die Siedler von Catan zu Catan beweist, da diese nicht das Ergebnis eines reflektierten Umgangs mit politisch korrekten Ausdrücken oder gar einer Anerkennung und Aufarbeitung der europäischen Kolonialzeit, sondern lediglich einen wirtschaftlichen Grund widerspiegelt.[39]  

Die Liste der Brettspiele, die einen unreflektierten Umgang mit Geschichte und den heutigen Zusammenhängen aufweisen, könnte um einige erweitert werden. Ich habe mich für zwei Brettspiele entschieden, die mit einem kritischen Blick auf ihren eurozentrischen Ausgangspunkt die Unterrepräsentation von Menschen und Geschichten verdeutlichen. Durch Ausdrücke wie international oder Zeitalter der Entdeckungen beanspruchen sie, die Internationalität der heutigen Welt oder historische Ereignisse darzustellen, ohne dies jedoch umfassend genug auszuführen, dass es den beiden Ausdrücken gerecht werden würde. Im Gegenteil schaffen diese Spiele meines Erachtens nach Ausgrenzungen und tragen dazu bei, die eurozentrische Denkweise weiter zu verfestigen. Die rassistische Repräsentation von Menschen in Café international und die Eroberung und Ausbeutung von Kontinenten in Die Siedler von Catan als Spiel und somit als belustigende Unterhaltung zu gestalten, weist auf eine koloniale Amnesie im deutschen Kontext sowie auf eine nicht stattgefundene Auseinandersetzung mit Rassismus hin.

Zwar gehören diese Brettspiele zu den Gesellschaftsspielen, die ich gerne gespielt habe, bisher hatte ich sie jedoch nicht in besonderem Maße kritisch hinterfragt. Den kritischen, postkolonialen Blick auf Konzept, Aufbau, Regeln und Ziele der zwei Spiele konnte ich dank eines Universitätsseminars, in welchem ich mich das erste Mal intensiv mit postkolonialer Kritik auseinandergesetzt habe, übernehmen. Gerade diese Neubewertung des jeweiligen Spielaufbaus konnte mir zeigen, dass Eurozentrismus in Deutschland noch vorherrschend ist und er sich somit auch in der Populärkultur – oft unbemerkt – äußern kann.


[1] Junge, Jens: Brettspiele, <https://www.ludologie.de/spiele/brettspiele/&gt; (13.01.2021).

[2] Whitehill, Bruce: American Games. A Historical Perspective. In: Board Games Studies. International Journal for the Study of Board Games, 2 (1999), S. 116.

[3] Weber, Michael: Die Geschichte der Brettspiele. Ein kurzer unvollständiger Überblick (05.11.2013), <https://www.reich-der-spiele.de/specials/die-geschichte-der-brettspiele&gt; (13.01.2021).

[4] Woods, Stewart: Eurogames. The Design, Culture and Play of Modern European Board Games. Jefferson u. a. 2012, S. 46-47.

[5] Faidutti, Bruno: Décoloniser Catan. Postcolonial Catan (02.06.2017), <http://faidutti.com/blog/?p=3780&gt; (13.01.2021).

[6] Whitehill, 1999, S. 116.

[7] Selbst aufgenommenes Bild.

[8] Mattel (Hg.): Café international. Auf die Zusammen-Setzung kommt’s an! (Spielanleitung). 1989, S. 8.

[9] Sylvester, Peer: So spielt die Welt. Ein Reiseführer durch die internationale Spieleszene. Berlin 2007, S. 126.

[10] Bala, Christian: Eintrag „Nation“. In: Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Heidelberg 2013. 7. aktual. Aufl., <https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202074/nation&gt; (13.01.2021).

[11] Ebd.

[12] Geier, Andreas: Zum Verhältnis von Staat, “Nation“ und “Volk“. In: Geier, Andreas (Hg.): Hegemonie der Nation. Die gesellschaftliche Bedeutung des ideologischen Systems. Wiesbaden 1997, S. 70.

[13] Jansen, Christian/Borggräfe, Henning: Nation-Nationalität-Nationalismus. Frankfurt u. a. 2007, S. 13.

[14] Domjahn, Claudia: Nation und Rassismus. Gibt es einen Zusammenhang in ihrer Entstehung? In: Becker, Manuel/Wenzlitschke, Sebastian/Lichnofsky, Claudia (Hg.): Zur Konstruktion von Nation und Nationalismus. Theorien, konzeptionelle Überlegungen und das östliche Europa. Siegen u. a. 2012, S. 31-32.

[15] Meyer, Lukas: Nation und Staat (20.12.2018), <https://ethik-lexikon.de/lexikon/nation-und-staat&gt; (14.01.2021).

[16] Vgl. dazu die Definitionen unter <https://www.duden.de/rechtschreibung/Land&gt; und <https://www.duden.de/rechtschreibung/Staat&gt;.

[17] Selbst aufgenommenes Bild.

[18] Shohat, Ella/Stam, Robert: Unthinking eurocentrism. Multiculturalism and the media. London u. a. 2013. Neue Aufl., S. 1.

[19] Hall, Stuart: The West and the Rest: Discourse and Power. In: Hall, Stuart/Gieben, Bram (Hg.): The Formations of Modernity. Understanding Modern Societies. An Introduction. Trowbridge 1992, S. 275.

[20] Urmersbach, Bruno: Flächen der Kontinente (in Millionen Quadratkilometer) (13.01.2021), <https://de.statista.com/statistik/daten/studie/327198/umfrage/kontinente-nach-flaeche/&gt; (14.01.2021).

[21] Bolzen, Thomas: Afrika Länder A-Z, <https://www.laender-lexikon.de/Afrika_L%C3%A4nder_A-Z&gt; (14.01.2021).

[22] Nemo, Philippe: Was ist der Westen? Die Genese der abendländischen Zivilisation (= Untersuchungen zur Ordnungstheorie und Ordnungspolitik, 49). Übersetzt aus dem Französischen von Karen Ilse Horn. Tübingen 2005, S. 111.

[23] Selbst aufgenommenes Bild.

[24] Eigene Anmerkung.

[25] Selbst aufgenommenes Bild.

[26] Amigo (Hg.): Café international. Das Kartenspiel (Spielanleitung). Dietzenbach 2001, <file:///C:/Users/giuly/Downloads/01920-de-amigorule.pdf> (14.01.2021).

[27] Miller, Arno (Hg.): Spielspaß ´19. Das Jahrbuch für Spielbegeisterte (Jahrbuch). 2019, <https://www.spielwiese.at/downloads/SWATJahrbuch2019.1.2.pdf&gt; (14.01.2021), S. 74.

[28] Amazon: Amigo 9320-Cafe international, <https://www.amazon.de/Amigo-Spiel-Freizeit-09320-9320/dp/B00006YYXN&gt; (14.01.2021).

[29] Beenen, Arnd: 25 Jahre CATAN, <https://www.catan.de/turniere-events/25-jahre-catan#&gt; (14.01.2021).

[30] Von Au, Caspar: “Viele Leute vermuten, dass der Computer sie betrügt“ (26.06.2019), < https://www.sueddeutsche.de/digital/siedler-catan-klaus-teuber-interview-1.4498421&gt; (14.01.2021).

[31] Selbst aufgenommenes Bild.

[32] Beenen, Arnd: CATAN – Das Spiel, <https://www.catan.de/spiel/die-siedler-von-catan&gt; (14.01.2021).

[33] Teuber, Klaus: Die Siedler von Catan (Spielvorstellung). 1995.

[34] Faidutti, 2017.

[35] Fernsicht (Hg.): Methode 2.1: „Ein Platz an der Sonne“- Der deutsche Kolonialismus (Arbeitsblatt), <https://www.fernsicht-bildung.org/dateien/MODUL2PlatzanderSonne.pdf&gt; (14.01.2021), S. 3.

[36] Faidutti, 2017.

[37] Terra Nullius ist ein lateinischer Begriff, der ‚Niemandsland‘ bedeutet; er wurde als Legitimationsstrategie verwendet, um die Aneignung eines Landes zu rechtfertigen, indem behauptet wurde, dass es niemandem gehöre. Kaleck, Wolfgang/Theurer, Karina: Das Recht der Mächtigen. Die kolonialen Wurzeln des Völkerrechts (08.2018), <https://www.blaetter.de/ausgabe/2018/august/das-recht-der-maechtigen&gt; (14.01.2021).

[38] Bernsen, Daniel/Meyer, Till: Gesellschaftsspiele. In: Hinz, Felix/Körber, Andreas (Hg.): Geschichtskultur-Public History-Angewandte Geschichte. Göttingen 2020, S. 249.

[39] KOSMOS (Hg.): 20 Jahre „Die Siedler von Catan“: Millionen Fans siedeln, bauen und handeln. Einheitliches Erscheinungsbild sorgt für weltweite Wiedererkennung und stärkt die Marke (PresseInformation). Stuttgart 2015, <https://web.archive.org/web/20150402121813/http://www.kosmos.de/_files_media/mediathek/downloads/2510/Presseinformation_20_Jahre_Catan.pdf&gt; (14.01.2021), [S. 1-2].