Hallo liebe Lesende. Mein Name ist Merve Kanbur. Ich studiere Erziehungswissenschaft an der Universität Augsburg.
Ich bin schon lange auf der Suche nach einer passenden Möglichkeit aktiv zu werden und freue mich im Format der postcolonial realities dies nun zu verwirklichen. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich schon mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung, nicht zuletzt auch auf Grund eigener schmerzlicher Erfahrungen. Keineswegs möchte ich jedoch auf die Expertise der Erfahrung beschränkt werden, sondern durch Wissen und Ideen marginalisierte Personen sichtbar machen. Diese gilt es zu ermutigen laut und unbequem zu werden, und nicht mehr um einen Platz in der Gesellschaft zu betteln, sondern sich diesen zu nehmen.Es ist schon lange Zeit, sich seiner eigenen Narrative zu bemächtigen und Rassismen zu dekonstruieren. Dabei macht die rassistische Sozialisation auch vor mir als PoC keinen Halt und muss gleichermaßen durch kritische Selbstreflexion verlernt werden. Rassismus und Diskriminierung gehen uns als Gesellschaft so alle etwas an. Also go educate yourself und tu deine menschliche Pflicht.
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Gegenwartsbewältigung ist nach Max Czolleks erstem Buch Desintegriert euch! die zweite kritische Abrechnung mit Deutschlands Politik und ihren Diskursen/ Diskursverschiebungen. Schon der Titel ist ein bewusst gewähltes Wortspiel und verweist auf die Vergangenheit Deutschlands, die wohl doch noch nicht ganz passé ist.
Dabei nimmt Czollek immer wieder Bezug auf die Corona-Krise mit ihrer beschränkten Solidarität für bestimmte soziale Gruppen, was – neben anderen Aspekten – seinem Buch eine hohe Aktualität verleiht. Er beschreibt, wie schnell die Politik während der Pandemie fähig ist durchzugreifen, und erklärt ihre Passivität bezüglich Deutschlands Naziproblematik nicht durch ihr Unvermögen, sondern schlichtweg durch ihren Unwillen.
Durch kluge Vergleiche bringt er die Leser:innen immer wieder zum Lachen und zum Nachdenken. Czollek nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und schreckt nicht davor zurück, durch gekonnte Ironie und Humor Almans (Achtung: reverse racism?!) an den Pranger zu stellen.
So etabliert er beispielsweise das heilige H-Wort der Deutschen, vermutlich als Analogie an das N-Wort, dessen Verwendung von Verfechtern des H-Wortes um jeden Preis verteidigt wird. Heimat als zentrales Werkzeug der Identitätskonstruktion.
Er hebt zusätzlich den sprachlichen Aspekt als gesellschaftspolitisches Instrumentarium hervor und wie dieser zur Reproduktion rassistischen Denkens beiträgt. Czollek arbeitet anschaulich anhand von Verweisen auf Literatur und Kunst heraus, inwiefern Deutschland seine Vergangenheit aufgearbeitet und eine neue unschuldige Identität konstruiert hat: Genug ist über die Vergangenheit gesinnt worden, nun hat der Deutsche reinen Herzens und reinen Gewissens ein Recht auf Heimat und Leitkultur. Die überwunden geglaubte Vergangenheit holt so die Gegenwart auf und bedroht sie im Sinne von rassistischem Denken und Unvermögen zur Selbstreflexion. Dem gegenüber stellt Czollek eine neue „wehrhafte Poesie“.
Weiter plädiert er in seinem Buch für radikale Vielfalt in der deutschen Gesellschaft als Gegensatz zur deutschen Leitkultur, für alle Menschen, die sich mit Nazi Almanya nicht identifizieren können.
Das Buch zwingt die Leser:innen, konzentriert mitzudenken, und führt diese in die bizarren Diskurse Deutschlands ein. Insofern ist es keine Lektüre für zwischendurch – zu wertvoll sind die Inhalte, um einfach überflogen zu werden. Um gewisse Passagen des Buches noch besser zu verstehen (wie etwa das Gedächtnistheater), lohnt es sich, vorher Desintegriert euch! zu lesen. Alles in allem ist Gegenwartsbewältigung ein sehr lesenswertes Buch, nicht zuletzt durch die sprachlich-künstlerischen Fähigkeiten, Wortspiele, geistreichen Metaphern und der klaren Positionierung Czolleks. So beschreibt er etwa das Erstarken der Rechten durch folgendes Bild:
„Stellen Sie sich […] ein rechtwinkliges Dreieck vor, an dessen Spitze die wankende bürgerliche Mitte steht. Die Seiten des Dreiecks sind zwar nach rechts und links gleich lang. Aber an der bürgerlichen entsteht immer, logisch – ein rechter Winkel.“
Czollek (2020): Gegenwartsbewältigung
Max Czollek (2020): Gegenwartsbewältigung. München: Hanser Verlag.
Ich bin eine junge Frau im Masterstudium, bin in Deutschland aufgewachsen und habe einen deutschen/europäischen Pass. Ich habe zudem eine weiße Hautfarbe. Durch diese wenigen sozialen Merkmale bin ich Teil einer weltweit extrem privilegierten Gesellschaftsgruppe. Denn mir werden Türen geöffnet, Chancen angeboten und weltweite Wege ermöglicht, die für andere Personen grundsätzlich verschlossen bleiben. Die Mehrheit der Mitarbeiter:innen an den Universitäten in Deutschland sind wie ich, obwohl die Außendarstellung oft ein diverses Bild der Universitätslandschaft zeigt. Meine Privilegien sind keineswegs natürlich, sondern durch hegemoniale und koloniale Machtstrukturen gewachsen, auf die ich mit diesem Beitrag aufmerksam machen will.
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It’s unfortunate that we even have to say ‚Black Lives Matter‘, I mean, if you go through history nobody ever gave a fuck. I mean, you can kill black people in the street, nobody goes to jail, nobody goes to prison. But when I say ‚Black Lives Matter‘ and you say ‚All Lives Matter‘, that’s like if I was to say ‚Gay Lives Matter‘ and you say ‚All Lives Matter‘. If I said, ‚Women’s Lives Matter‘ and you say ‚All Lives Matter‘, you’re diluting what I’m saying. You’re diluting the issue. The issue isn’t about everybody. It’s about black lives, at the moment.
Ice-T/Ernie C. 2017: No Lives Matter
Dieses Zitat entstammt dem 2017 erschienenen Song No Lives Matter der US-amerikanischen Crossover-Band Body Count, gesprochen von deren Frontmann Ice-T (bürgerlicher Name: Tracy Lauren Marrow). Bereits Anfang der 1990er Jahre erregte die Band mit Tracks wie KKK Bitch und Cop Killer in der medialen Landschaft und politischen Öffentlichkeit Aufsehen. Ursächlich hierfür waren nicht ausschließlich provokative Textzeilen in Cop Killer[1], sondern vornehmlich die zeitliche Überschneidung mit den Los Angeles Riots von 1992, welche am 29. April desselben Jahres mit dem Freispruch von vier weißen Polizisten*[2] begannen. Im Jahr zuvor hatten ebenjene Polizisten* den Schwarzen Rodney King, nachdem er sich per Flucht der Festnahme entziehen wollte, auf offener Straße brutal und unter Verwendung ihrer Schlagstöcke zusammengeschlagen (Wallenfeldt o.J.: Los Angeles Riots of 1992). Bereits vor den nach dem Freispruch eintretenden Unruhen erregte dieser Fall von Polizeigewalt – aufgrund des von einer Privatperson angefertigten und in der Folge veröffentlichten Videomitschnitts der Tat – landesweite Aufmerksamkeit. Bei den darauffolgenden siebentägigen Ausschreitungen wurden über 50 Menschen getötet, mehr als 2300 Personen verletzt sowie Tausende inhaftiert. Darüber hinaus entstand ein Sachschaden von ca. einer Milliarde US-Dollar, worunter u.A. über 1100 zerstörte und beschädigte Gebäude und Wohnhäuser fallen (ebd.).
In diesem Zusammenhang steht die Veröffentlichung des Songs Cop Killer, welcher aus der Perspektive eines fiktiven Charakters gerappt wird, der der Polizeigewalt (in den USA) überdrüssig ist. Trotz der mehrmaligen Bekundungen Ice-Ts, es handele sich um eine fiktive Erzählung, mündete die Veröffentlichung in einer hitzigen Debatte, welche anlässlich der anstehenden Präsident:innenschaftswahlen sogar bis in die höchsten Kreise der US-Regierung reichte (Philips 1992: o.S.).
Auf Basis des Eingangszitats und der gesellschaftspolitischen Entwicklungen in den USA ergibt sich die Frage, wie Body Count in ihrem Werk No Lives Matter Rassismus wahrnehmen und sprachlich manifestieren.
Dass Sprache Realität schafft und darüber hinaus Hierarchieverhältnisse konstituiert und abbildet, haben schon Antje Lann Hornscheidt und Adibeli Nduka-Agwu in Der Zusammenhang zwischen Rassismus und Sprache (2010) hinreichend herausgearbeitet. Rassismus wird darin als dynamisches und machtvolles Konstrukt verstanden, auf Basis dessen Personen und Gruppen unterdrückt und diskriminiert werden (Hornscheidt/Nduka-Agwu 2010: 12), wobei dessen „Reproduktion, Reinkarnation, Transformationen“ (ebd.: 14) eine Normalität in der (deutschen) Gesellschaft widerspiegelt[3]. Wenn Rassismus zudem „Teil gesellschaftlicher Norm(al)vorstellungen ist, […] institutionalisiert ist und selbstverständliche und unhinterfragte Grundlage staatlichen Handelns sowie kollektiver Selbstvorstellungen […] ist“ (ebd.: 15), wird von strukturellem Rassismus gesprochen. Die Kenntnis über Machtverteilungen und -relationen sowie der gesellschaftliche Kontext sind hierbei ausschlaggebend für den rassistischen Gehalt einer Aussage.
Auch wenn es individuelle Gefühle und Erfahrungen von Diskriminierung gibt, macht es einen entscheidenden Unterschied, wie die persönliche Betroffenheit strukturell kontextualisiert ist, ob und inwiefern strukturelle Diskriminierungen aufgerufen und reProduziert werden.
Hornscheidt/Nduka-Agwu 2010: 16
Von Bedeutung ist darüber hinaus, dass Sprache stets als sprachliche Handlung verstanden wird, welche spezifische Vorstellungen der proklamierten Wirklichkeit(en) schafft, worunter sowohl individuelle als auch gruppenbezogene Identitätskonstruktionen und -politiken fallen (ebd.: 29). In diesem Zusammenhang machen sprachliche Handlungen Wissen verständlich, wobei – mehr oder weniger – häufig sprachliche Konventionen verwendet werden, die durch ihren stetigen Gebrauch naturalisiert werden (ebd.: 29f.).
Mit den BeNennungen, die Kommunizierende benutzen, treffen sie stets eine Wahl, die von machtvollen Bildern, Stereotypen, und Zuschreibungen geprägt ist.
Hornscheidt/Nduka-Agwu 2010: 30
Dass verbale Handlungen folglich immer einem Auswahlprozess unterliegen, obgleich dieser aufgrund von Konventionen und Naturalisierung oftmals unbewusst abläuft, und in der Folge reale Auswirkungen auf Individuen, Gruppen und bestehende Gesellschaftsverhältnisse hat, zeigt auch Ice-T in No Lives Matter auf. Als theoretische Basis greift hier neben der genannten Sprachtheorie auch Rap als Kunstform im Sinne einer „Schwarzen Widerstandspraxis“ (vgl. Hagen-Jeske 2016). Rekurs nehmend auf die im Zuge der Black Lives Matter-Bewegung entstandene Phrase „All Lives Matter“ verdeutlicht er, dass einerseits eine sprachliche Pauschalisierung stattfindet, indem „Black“ durch „All“ ersetzt wird. Und andererseits wird mittels einer sprachlichen Handlung der Fokus vom zentralen Thema – die strukturelle Unterdrückung und Diskriminierung von Schwarzen bzw. BIPoC in den USA – der gesellschaftspolitischen Bewegung abgelenkt, was letztlich zu einer Nivellierung von deren sozio-kultureller, individueller und politischer Bedeutung führt. Ergänzend dazu ist anzuführen, dass das Aufmerksammachen auf (strukturellen) Rassismus und eine vollumfängliche Gleichstellung zu den Zielen der Protestbewegung gehören – und nicht die Vormachtstellung Schwarzer. Es ist also nicht gesagt, dass mit der selbstgewählten Phrase andere gesellschaftliche Problematiken wie z.B. Sexismus, Homophobie, Antisemitismus u.A. kategorisch ausgeschlossen werden. Stattdessen bringt eine solche Phrase – aus einem demokratischen Blickwinkel vollkommen zurecht – die facettenreichen Problemfelder Schwarzer Menschen in rassistischen Gesellschaften zur Sprache. Mit dem Ersetzen von „Black“ durch „All“ wird also ein Tausch von „Täter:innen“ und „Opfern“ vollzogen, der als verbale Handlung reale Auswirkungen auf die eigentlich Betroffenen hervorruft.
Bei Betrachtung des Songtitels No Lives Matter könnte man:frau nun doch zumindest der Band eine negativ ausgedrückte Relativierung im Sinne der All Lives Matter-Phrase vorwerfen, wären da nicht gleich mehrere Verweise auf das aus Ice-Ts Sicht eigentliche Problem im Verlauf des Songtextes. So heißt es weiter:
But the truth of the matter is, they don’t really give a fuck about anybody […] But honestly it ain’t just black It’s yellow, it’s brown, it’s red It’s anyone who ain’t got cash Poor whites that they call trash […] They fuck whoever can’t fight back But now we gotta change all that The people have had enough Right now, it’s them against us This shit is ugly to the core When it comes to the poor No lives matter.
Ice-T 2017: No Lives Matter
Hier wird deutlich hervorgehoben, dass neben Schwarzen auch andere Menschen of Color, die indigene Bevölkerung Amerikas sowie das weiße Proletariat vom Staat, der Exekutiven und den finanziell bessergestellten Teilen der Gesellschaft systematisch unterdrückt und benachteiligt werden. Somit werden klassenspezifische Diskriminierung, Ausbeutung und Marginalisierung als wesentliche Problemfelder der US-amerikanischen Gesellschaft erkannt, welche durchaus intersektional[4] mit Rassismus verknüpft sein können, es aber nicht sein müssen (Scheller/Ice-T 2020: o.S.). Folglich steht No Lives Matter antithetisch „All Lives Matter“ gegenüber, indem die strukturellen Gesellschaftsunterschiede, welche auf sozialer Ungleichheit basieren und u.A. mittels gesellschaftlicher Werte, Normvorstellungen, Verhaltensweisen und Denkmuster perpetuiert werden, benannt und nicht verschleiert werden. Es wird deutlich gemacht, dass die Band Rassismus hauptsächlich als Teil eines klassenspezifischen Problems ansieht, von dessen Grundstrukturen nicht ausschließlich BIPoC betroffen sind. Das Spannende an dem Song ist demnach die Bedeutungsverschiebung von einer normativen Aussage („All Lives Matter“) auf eine deskriptive Ebene, indem die gesellschaftliche Debatte aufgegriffen und in den Kontext der Problemfelder, bedingt durch Klassismus, transferiert wird („When it comes tot he poor/ No lives matter“). In diesem Sinne: „Body Count’s in the House“ (Ice-T/Ernie C. 1992: Body Count’s in the House) – und das rockt!
[1] Zu Cop Killer von Body Count vgl. Ice-T/Ernie C. (1992: Cop Killer). Interessant ist auch die Hommage CopKKKilla des deutschen Rappers Haftbefehl (2015: CopKKKilla).
[2] Das Gendersternchen (*) hinter einem Wort dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von „Geschlecht“. „Frauen*“ bspw. bezieht sich auf alle Personen, die sich unter der Bezeichnung „Frau*“ definieren bzw. definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen. Polizisten* signalisiert somit, dass nicht nur cis-gender Männer gemeint sind. Unsere Verantwortung im Hinblick auf sexistische Diskriminierung gilt auch gegenüber Menschen, die sich nicht in der Norm von Zweigeschlechtlichkeit verorten können oder wollen. Das Gendersternchen kann auch auf eine andere Weise verwendet werden, und zwar genauso wie der Doppelpunkt (Student:innen und Student*innen). Um eine Barrierefreiheit unserer Beiträge für die Text-zu-Ton-Wiedergabe zu gewährleisten, gendern wir vom Team des Blogs Postcolonial Realities ansonsten mit Doppelpunkt.
[3] Basierend auf den vier konstitutiven Ebenen rassifizierter Machtdifferenz (rassifizierte Markierungspraxis, rassifizierte Naturalisierungspraxis, rassifizierte hierarchische und zugleich komplementäre Positionierungspraxis, rassifizierte Ausgrenzungspraxis) ist davon auszugehen, dass auch in den USA Rassismus als gesellschaftliches Ordnungsprinzip agiert – gleichwohl historische und kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Nationen differente Entwicklungen hervorbringen.
[4] Zu Intersektionalität vgl. u.A. Raewyn Connell (2005: 75), mit einem Zitat von Ice-T.
Wie ihr im letzten Beitrag lesen konntet, hat sich das „alte“ Blogteam verabschiedet und das „neue“ geht an den Start.
Damit ihr uns, das „neue“ Team, schonmal kennenlernen könnt, haben wir vor unserem ersten Blog-Beitrag Selbstpositionierungen verfasst, die ihr unter dem Reiter „Über uns“ finden könnt. Schaut doch mal rein!
PS: Die bisherigen Blogartikel findet ihr ab sofort im Archiv.
ab November wird sich hier bei Postcolonial Realities einiges verändern: es ist Zeit für neue Perspektiven, Formate und Ideen und daher freuen uns wirklich sehr, die Blogleitung an ein neues Team übergeben zu dürfen!
Was im Frühjahr 2019 als vage Idee begann, ist nun in unserem Blogprojekt Postcolonial Realities Realität geworden: Der Wunsch, Meinungen, Gedanken und Recherchen zu den Schlagwörtern „Rassismus. Macht. Privilegien.“ einem breiteren Kreis an Interessierten zugänglich zu machen und somit einen Beitrag zu dem immer größer werdenden Diskurs rund um (Alltags-)Rassismus in Deutschland zu leisten.
Die Arbeit an einem solchen Projekt ist von vielen Fragezeichen begleitet, von Versuchen, Unsicherheiten und Diskussionen. Wie kann ich es vermeiden, Stereotype zu reproduzieren? Wie kann ich mich als weiße Person zum Thema Rassismus und Postkolonialismus positionieren? Welche Rolle nehme ich ein? Wie kann ich Dialog gestalten, einen Raum für Austausch und Selbstreflektion eröffnen? All diese Fragen gingen uns natürlich durch den Kopf. Wir mussten erkennen, das derartige Stolpermomente normal sind. Wir verstehen rassismuskritisches Denken als (Lern-) Prozess, den wir alle ganz individuell beschreiten. Zwar mag jeder einzelne unserer Wege unterschiedlich aussehen, das Schöne aber ist, dass sie sich immer wieder kreuzen und so Berührungspunkte entstehen, an denen wir ins Gespräch kommen können.
Daher hier ein paar Eindrücke von der Redaktion:
„Ich bin wiklich froh darüber, dass ich an diesem großartigen Projekt mitwirken durfte. Es war mir eine große Freude mit der Redaktion und unseren Autor*innen zu diskutieren, abzuwägen, Denk-/Handlungs-/Wahrnehmungsmuster herauszufordern und kritische Perspektiven auf Gesellschaft und eigene Vorannahmen zuzulassen. Durch das Seminar und die Arbeit am Blog habe ich unheimlich viel über mich und meine Positionierung in der heutigen Welt gelernt und nun bin ich wirklich neugierig zu sehen, wie diese Impulse auch in Zukunft wirken werden, denn ich bin mir sicher, dass mich das Thema fortan in meiner Arbeit und meinem Handeln begleiten wird.“
Julia Appel, 29.10.2020
„Selbstkritisches Denken ist ein ständiger Prozess , der niemals ein Ende hat – das trifft insbesondere auf die Themen unseres Blogs zu. Durch die Arbeit am Blog habe ich nun zumindest ein Gespür dafür bekommen, wo meine eigenen Privilegien und Handlungsräume vor Ort liegen. Durch die ständige Recherche für den Blog konnte ich mich inhaltlich und persönlich weiterentwickeln und habe neue Problematiken der digitalen aber auch der analogen Welt kennengelernt. Obwohl viele Diskussionen noch offen sind, bin ich optimistisch – ein Wandel zeichnet sich an verschiedenen Punkten ab! Ich freue mich daher sehr, dass der Blog auch in Zukunft mit neuen Inhalten weitergeführt wird! „
Theresa Fritz, 29.10.2020
Unsere Zeit auf Postcolonial Realities geht nun dem Ende entgegen, aber mit dem Thema schließen wir natürlich nicht ab: wir freuen uns mit Euch auf frischen Wind und lassen uns ab November von neuen Inhalten und Formaten überraschen!
Es war uns eine große Freude all die spannenden Beiträge mit Euch zu teilen und wir sind noch immer begeistert von all den positiven Rückmeldungen, die uns erreicht haben! Daher noch einmal abschließend herzlichen Dank an alle Mitwirkenden!